Wann und warum entwickelte der Mensch seine verbale Kommunikationsfähigkeit, was geschieht beim Sprechen im Gehirn und was kann die Stimme über einen Menschen verraten? Diesen und vielen weiteren spannenden Fragen rund um das vielschichtige Thema gehen Sprachforscher nach. Ihre Ergebnisse stehen im Zentrum der März-Ausgabe von bild der wissenschaft.
Wir geben eine bestimmte Abfolge von Lauten von uns – und schon sind Zuhörer im Bilde: Die Fähigkeit zur Übertragung komplexer Informationen durch Sprache gehört zu den Schlüsselfähigkeiten unserer Spezies. Denn unter anderem bildet sie eine der Grundlagen unserer hochentwickelten Kooperationsfähigkeit und sorgt für die Übertragung von Wissen – teils über Generationen hinweg. Diese große Bedeutung für den Menschen hat die Sprache auch zu einem wichtigen Thema in der Forschung gemacht: Weltweit gehen Wissenschaftler dabei vielen unterschiedlichen Aspekten der verbalen Kommunikation nach.
Im ersten Teilartikel des Titelthemas steht die Evolution der menschlichen Sprache im Fokus. Der bdw-Autor Jan Berndorff beleuchtet darin den Stand der Forschung dazu, wie unsere Vorfahren zu ihrem machtvollen Kommunikations-System gekommen sind und wie sich die Sprachfähigkeit im Verlauf der menschlichen Entwicklungsgeschichte weiterentwickelt hat. Diesen Fragen gehen Wissenschaftler mittels linguistischer, anatomischer und genetischer Analysen nach. Zunächst klärt Berndorff, worin sich die menschliche Sprache von Formen tierischer Lautkommunikation unterscheidet.
Von Evolution, Kognition und Stimme
Für die komplexe menschliche Art sich mitzuteilen, sind bestimmte kognitive und anatomische Voraussetzungen nötig. Dabei gilt: Das Sprachverständnis ist für das Gehirn deutlich anspruchsvoller als die Fähigkeit, Sprachlaute hervorzubringen. Spezies vor der Gattung Homo besaßen entsprechende Fähigkeiten wohl noch nicht. Irgendwann im Verlauf der letzten zwei Millionen Jahre begannen dann offenbar die ersten menschlichen Wesen zu sprechen – möglicherweise, um etwa gemeinsam Werkzeuge herzustellen, geht aus dem Artikel hervor.
Anschließend rückt die bdw-Autorin Andrea Mertes das Wissen über die Entwicklung der Sprache im Lauf des Lebens eines Menschen in den Fokus. Linguisten und Entwicklungspsychologen erforschen momentan die Abläufe im Gehirn von Babys und kleinen Kindern im Rahmen des Spracherwerbs. Demnach beginnt der Prozess schon erstaunlich früh: Bereits im Mutterleib werden Babys für Rhythmus und Melodie ihrer Muttersprache sensibilisiert. Wenige Monate nach der Geburt beginnen sie dann mit einer bekannten Vorstufe des Sprechens: sie brabbeln. Wie dies dann immer komplexerer Formen annimmt und andere Aspekte der sprachlichen Entwicklung beleuchtet Mertes im Artikel „Wie aus Gebrabbel Sprache wird“. Ergänzt wird er von einem Interview, das sie mit Necle Bulut geführt hat – einer Expertin für Mehrsprachigkeit und Deutsch als Zweitsprache. Darin geht es darum, auf welche Weise zugewanderte Kinder am effektivsten Deutsch lernen können.
Den vierten Teil des Titelthemas bildet dann ein Blick auf die Biologie des Sprechapparats sowie die Bedeutung der Stimme. Darin berichtet der bdw-Autor Jan Schwenkenbecher, wie der Klang und die Anatomie eines Sprechers zusammenhängen. Anhand bestimmter Merkmale der Stimme erkennen wir demnach nicht nur das Geschlecht einer Person, sondern können auch Rückschlüsse auf das Alter und sogar die Körpergröße ziehen. Zudem verdeutlicht der Autor die Bedeutung der Stimme beim Ausdruck von Emotionen sowie bestimmten Aspekten der Persönlichkeit. Wie eine Person spricht, spielt außerdem eine Rolle bei unseren Einschätzungen von Vertrauenswürdigkeit, Attraktivität oder Intelligenz, berichtet Schwenkenbecher.
Das Titelthema „Die Macht der Sprache“ finden Sie in der März-Ausgabe von bild der wissenschaft, die ab dem 15. Februar im Handel erhältlich ist.