Die ersten Befunde sind dabei einfach: Im Westen mehr Scheidungen als im Osten, im Norden mehr als im Süden. Dann jedoch zeigt sich, dass zum Beispiel Städte in Nord und Süd völlig verschiedene Effekte haben: Emden, Wolfsburg und Osnabrück ziehen die Streitenden, Untreuen oder aber Einsichtigen offenbar an – hier sind die Scheidungszahlen höher als in den umliegenden Landkreisen. In Bayern dagegen lebt es sich in den Städten gut in trauter Zweisamkeit: Kempten, Bamberg, Erlangen und sogar München haben deutlich geringere Scheidungsraten als die umliegenden Kreise. Über die Gründe lässt uns die Karte nur spekulieren: Vielleicht leben in bayrischen Städten lauter feierfreudige Singles, die gar nicht heiraten wollen und sich dementsprechend auch nie scheiden lassen. Oder es tummeln sich auf den Wein- und Erntefesten der bayrischen Provinz einfach mehr Scheidungsgründe als auf norddeutschen Schützenfesten.
Mysterium Ostwestfalen
Doch die Scheidungs-Karte hat noch viel Rätselhafteres zu bieten als die Effekte von Städten. Was ist zum Beispiel in Ostwestfalen los? Der Kreis Herford hat unterdurchschnittlich wenige Scheidungen, im angrenzenden Minden-Lübbeke dagegen trennt man sich überdurchschnittlich oft. Herford scheint geradezu ein Hort der treuen Ehegatten zu sein – oder der einsamen Junggesellen. Dagegen geht in Minden richtig die Post ab!
Und was läuft schief in Rheinland-Pfalz? Der Landkreis Kaiserslautern, Zweibrücken, Pirmasens… hier trennt man sich, was das Zeug hält. Ein Paradies für Paartherapeuten, Eheberater und Scheidungsanwälte. Vielleicht aber auch für Hochzeitsplaner: Ob die Pfälzer es nach den gescheiterten Eheversuchen gleich nochmal probieren (und dann möglicherweise sogar mehrfach in die Scheidungsstatistik eingehen) verrät die Karte nicht. Vielleicht sollten sie stattdessen lieber nach Bamberg oder Ingolstadt ziehen. Als Scheidungsvermeidungsstrategie.
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