Wenn sich Menschen unterhalten, wird gesprochen, oft aber auch mal gelacht. Wie nun aus einer Studie hervorgeht, kann der Mensch offenbar schon sehr früh aus der Art dieses gemeinsamen Lachens Informationen gewinnen: Babys im Alter von fünf Monaten können demnach am gemeinsamen Lachen von zwei Personen erkennen, ob es sich um Freunde oder Fremde handelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder schon sehr früh ein Gespür für die Arten sozialer Beziehungen entwickeln und dass dies auf einem stimmlichen Erkennungssystem basiert.
Sind das Freunde, Bekannte oder Fremde? Anhand der Art und Weise wie Personen miteinander umgehen und kommunizieren, können viele Menschen gut erkennen, in welcher Beziehung die Beobachteten zueinander stehen. Frühere Untersuchungen haben in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Lachens als Informationsquelle aufgezeigt: Erwachsene aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachregionen können allein an der Art des gemeinsamen Lachens anderer erkennen, ob Freunde, Bekannte oder Fremde miteinander interagieren. Abhängig vom sozialen Kontext produzieren Menschen demnach leicht unterschiedliche Laute beim Lachen, die andere Menschen erkennen können.
Ein feines Ohr für die Art des Lachens
Athena Vouloumanos von der New York University und Bryant von der University of California in Los Angeles sind nun der Frage nachgegangen, wann sich dieses feine Ohr für die Botschaften im Lachen entwickelt. Es mag erstaunen, bei welchem geringen Alter sie ihre Untersuchungen angesetzt haben. Doch die Forschung der letzten Jahre hat zunehmend gezeigt, dass auch Babys schon überraschend komplex auf bestimmte Eindrücke in ihrer Umwelt reagieren. Den aktuellen wissenschaftlichen Standards zufolge spiegelt sich das Interesse beziehungsweise die Präferenz eines Babys für eine Sache oder eine Wahrnehmung in der Länge der Zuhör- oder Betrachtungszeit wider.
Im Rahmen ihrer Studie haben Vouloumanos und Bryant nun die Reaktionen von fünf Monate alten Babys untersucht. Im ersten Experiment spielten sie ihren kleinen Probanden abwechselnd Audioaufnahmen vom gemeinsamen Lachen unter Freunden oder aber unter Fremden vor. Wie sie berichten, zeigten die Verhaltensbeobachtungen, dass die Babys dem Lachen von Freunden vergleichsweise viel Aufmerksamkeit schenkten. Ihnen zufolge gehen aus diesem Ergebnis zwei Informationen hervor: Offenbar können die kleinen die beiden Gelächter-Versionen voneinander unterscheiden und sie scheinen sich für die freundschaftliche Version mehr zu interessieren.
Erstaunte Babyblicke
Doch können die Kleinen die Höreindrücke auch schon mit unterschiedlichen zwischenmenschlichen Beziehungen verknüpfen? Dieser Frage gingen die Forscher durch ein weiteres Experiment nach. Dabei wollten sie konkret herausfinden, ob sich im Verhalten der Babys widerspiegelt, wenn der visuelle Eindruck einer Beziehung nicht mit dem jeweiligen Lachen übereinstimmt. Die kleinen Probanden betrachteten dazu zunächst zwei Versionen von Videoclips, in denen Schauspieler miteinander interagierten: In der einen Version lächelten zwei Frauen einander an, als wären sie Freunde. Bei dem anderen Video vermittelte die Körpersprache hingegen klar, dass die beiden Fremde waren. Am Ende erstarrten die Videos in einem Standbild, bei dem die Schauspieler dem jeweiligen Baby mit einem neutralem Gesichtsausdruck gegenüberstanden. Nun hörten die kleinen Probanden entweder Audioaufnahmen des Lachens von Freunden oder von Fremden.
Wie die Wissenschaftler berichten, zeichnete sich in dem Verhalten der Babys Erstaunen ab, wenn sie ein Lachen hörten, das nicht zu dem zuvor gesehenen Beziehungssystem der beiden Personen zu passen schien. Konkret: Wenn ein Kind ein Video von zwei Freunden gesehen hatte, dann aber das Lachen von Fremden im Zusammenhang mit den beiden sah, starrte es ungewöhnlich lange auf den Bildschirm. In der Entwicklungspsychologie gilt dies als ein Zeichen für Erstaunen, erklären die Forscher.
Somit kommen sie zu dem Fazit: Die Ergebnisse legen nahe, dass bereits Babys im Alter von fünf Monaten Hinweise aus dem Lachen heraushören, die sie mit bestimmten Beziehungssystemen verknüpfen können. “Die Sensibilität für verschiedene Arten des Lachens scheint eines der ersten Instrumente zu sein, die Kinder einsetzen, um die komplexe soziale Welt zu verstehen”, sagt Vouloumanos. Offenbar basiert diese Fähigkeit auf einem erstaunlich feinen Sinn für akustische Hinweise in den Lauten des Lachens, so die Wissenschaftler. Einem Konzept, dem es sich sicher lohnt, weiter nachzuforschen.
Quelle: New York University, Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-019-38954-4