Wie reich Jerusalem um die Zeitenwende war, zeigen Spuren von Silber in Töpferwaren dieser Zeit: Ein Teil des Edelmetalls gelangte auch ins Grundwasser, so dass sich Silber schließlich auch in den Töpferwaren wiederfand. Das schließen Wissenschaftler aus Analysen von 1.200 Tongefäßen von 38 Ausgrabungsorten in ganz Israel, die aus der Zeit des ersten Jahrhunderts vor Christus bis etwa 70 nach Christus stammen.
Die Wissenschaftler verglichen den Silbergehalt der Töpferwaren aus
Jerusalem mit denen aus den umliegenden ländlichen Gebieten und anderen Städten des antiken Judäa. Sie benutzten dazu die so genannte
Neutronenaktivierungsanalyse, mit der Spurenelemente in Feststoffproben aufgespürt werden können. Die Tongefäße in den Städten enthielten erheblich mehr Silberrückstände als Gefäße aus ländlichen Gebieten, entdeckten die Forscher. Das meiste Silber fand sich jedoch im Tongeschirr der jüdischen Hauptstadt. Andere Eigenschaften der Tonwaren wie Alter, Form oder chemische Zusammensetzung unterschieden sich dagegen nicht. Die geographische Verteilung dieser Rückstände des Edelmetalls schließt natürliche Ursachen für den hohen Silbergehalt aus, erklären die Forscher.
Jerusalem war um die Zeitenwende das nationale und religiöse Zentrum des jüdischen Volkes, was zum Wachstum und Wohlstand der Stadt beitrug. Auch während der römischen Besatzung strömten Tausende Pilger in die heilige Stadt und vergrößerten mit ihren Weihegaben kontinuierlich den Tempelschatz. Im Jahre 70 nach Christus belagerten die Römer die aufständische Stadt, zerstörten schließlich den Tempel und erbeuteten den Großteil des Reichtums, einschließlich des Tempelschatzes.
Mitteilung des Lawrence Berkeley National Laboratory Originalarbeit der Forscher: David Adan-Bayewitz (Bar-Ilan-Universität, Ramat-Gan) et al.: Archaeometry, Bd. 48, S. 377 ddp/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg