Weiterhin unterliege das Racheverhalten beim Menschen bestimmten sozialen Regeln. Im engsten Familien- oder Bekanntenkreis ist Rache quasi “verboten”. Bei Stämmen, die untereinander in lockerem sozialen Kontakt stehen, sind Racheakte zwar zulässig, es müssen dabei jedoch bestimmte Regeln eingehalten werden. Diese entscheiden zum Beispiel darüber, wer sich an wem rächen darf und wann ein Racheakt zulässig ist. Wenn die soziale Distanz jedoch größer ist, werden diese ungeschriebenen Regeln ungültig. Oft gehe es nur noch darum, möglichst gewalttätig Rache zu üben und den Gegner entweder zu unterwerfen oder auszurotten.
Paul Roscoe, Anthropologe an der Universität Maine in Orono (USA), weist außerdem darauf hin, dass Menschen im Gegensatz zu Tieren einen hoch entwickelten Neocortex haben. Diese Hirnregion ist für Kreativität und vorausschauendes Denken verantwortlich. Dadurch könnten Menschen Angriffe wesentlich effektiver gestalten als Tiere, die Vergeltung meist im Zweikampf mit dem Gegner üben, erklärt Roscoe.
Andererseits hätte sich das emotionale Verhalten der Menschen kaum weiterentwickelt. “Wir haben zwar Nuklearwaffen entwickelt, aber unsere Gehirne sind immer noch die von Steinzeitmenschen”, sagt Roscoe, auch im Hinblick auf die Möglichkeit eines bevorstehenden Irak-Kriegs.