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Odyssee der Sprachen

Geschichte|Archäologie

Odyssee der Sprachen
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Ausbreitungs-Karte der indo-germanischen Sprachen. Courtesy of R. Bouckaert, P. Lemey, M. Dunn., S.J. Greenhill, A.V. Alekseyenko, A.J. Drummond, R.D. Gray, M.A. Suchard, and Q.D Atkinson
Woher kommt unsere Sprache? Über 400 Sprachen gehören zur indo-europäischen Sprachgruppe, gleichzeitig gibt es unzählige Dialekte und Mundarten; sie werden von drei Milliarden Menschen weltweit gesprochen. Bislang gab es zwei gleichberechtigte Theorien zum Ursprung dieser Sprachfamilie. Eine neue Studie eines internationalen Forscherteams scheint die Waagschale nun in Richtung einer These zu neigen: Der Ursprung der indo-germanischen Sprachen lag in der heutigen Türkei.

Es stehen sich zwei große Szenarien gegenüber: Entweder brachten Pferdeherren der Bronzezeit ihre Sprache aus den eurasischen Steppen nach Europa, oder neolithische Bauern aus Anatolien in der heutigen Türkei. Um herauszufinden, welche Theorie wahrscheinlicher ist, benutzten die Forscher eine Methode aus der Biologie: Um den Ursprung eines Virus festzustellen, wird normalerweise die DNA der Viren miteinander verglichen, um einen Familienstammbaum zu erstellen und den ältesten bekannten Vorfahren des heutigen Virus ausfindig zu machen. Die Wissenschaftler übernahmen diese Methode, um herauszufinden, von wo sich die indo-germanische Sprachfamilie ausbreitete.

Statt DNA schauten sich die Forscher einzelne urverwandte Wörter in unterschiedlichen Sprachen an, sogenannte Kognaten. Ein Beispiel: Das deutsche Wort ?fünf? und das englische ?five? sind Kognaten, sowie das schwedischen ?fem? und dänische ?vijf?. Sie alle stammen vom urgermanischen ?fimf? ab. Hier kann man eine Verwandtschaft relativ schnell sehen. Ganz so einfach ist es aber nicht immer, wenn man sich die Urverwandten der Zahl fünf in anderen Sprachen anschaut: cuig (Irisch), cinque (Italienisch) oder piec (Polnisch).

Ein Computermodell der Forscher berechnete nun, wie einzelne Sprachen miteinander verwandt sind und in welcher geografischen Gegend ihr Ursprung liegen könnte. Dann verglichen die Wissenschaftler, wie oft die eurasischen Steppen oder Anatolien als Ursprungsort genannt wurden. Der eindeutige Sieger war die heutige Türkei. Von dort hat sich das Ur-Indo-Germanisch vor etwa 8.500 bis 9.500 Jahren also verbreitet.
Es gibt aber auch Wissenschaftler, die dieses Ergebnis anzweifeln. Der Archäologe David Anthony etwa meint, nur das heutige Vokabular in Betracht zu ziehen, sei nicht genug. Atikinson aber verteidigt die Theorie seines Teams: ?Zurück in die menschliche Vorgeschichte zu spähen ist nicht leicht. Es ist, als ob man eine schwache Kerze über einen dunklen Abgrund hält, und man jeden Schnipsel an Informationen, den man findet, benutzen muss.?

Remco Bouckaert (University of Auckland) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1219669 © wissenschaft.de ? Sabine Kurz
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