Entdeckt worden waren vier der sechs nun untersuchten Knochen ? ein Schädel, ein Unterkiefer, ein Schulterknochen und ein Schienbein ? bereits 1952 in einer Höhle namens “Pestera Muierii” im Bezirk Gorj. Später kam noch der Fund eines Schläfen- und eines Wadenbeins hinzu, die in einem anderen Bereich dieser Höhle auftauchten. Da die Einordnung in eine klar umrissene Zeitperiode bei den Funden umstritten war, wurden sie zu Beginn der 1970er Jahre aus der Inventarliste rumänischer Menschenfossilien entfernt und gerieten nach Angaben der Forscher weitgehend in Vergessenheit.
Das änderte sich erst im Jahr 2001, als eine rumänische Forschergruppe zwei der Knochen neu datierte und feststellte, dass sie mehr als 35.000 Jahre alt waren. Dieses Alter haben auch die restlichen Funde, wie Erik Trinkaus und seine Kollegen nun mithilfe der Radiokarbonmethode zeigen konnten. Damit stammen die Knochen aus der frühen Phase des Jungpaläolithikums, der oberen Altsteinzeit.
Zusätzlich verglichen die Wissenschaftler die anatomischen Merkmale der Knochen mit denen von vier Vor- und Frühmenschenfunden ? einem Neandertaler und drei anatomisch modernen Menschen aus verschiedenen Zeitperioden. Das Ergebnis: Grundsätzlich entsprach die Form der Funde der von Knochen des modernen Menschen. Allerdings stimmten unter anderem der niedrige Stirnbogen, bestimmte Merkmale des Unterkiefers und besonders das Schultergelenk fast vollständig mit denen des Neandertalers überein. So war etwa das Schulterblatt im Gegensatz zu dem des modernen Menschen nicht dazu geeignet, Wurfgeschosse wie Speere zu schleudern.
Diese Mischung deutet nach Ansicht der Wissenschaftler darauf hin, dass der moderne Mensch den Neandertaler nicht wie häufig vermutet vollständig verdrängte, als er nach Europa einwanderte. Vielmehr habe es eine komplizierte Dynamik in der Reproduktion gegeben, die eben auch zu Mischformen führte. Frühere Studien zu diesem Thema hatten widersprüchliche Ergebnisse erbracht. So ergab etwa ein genetischer Vergleich von Neandertalererbgut und dem Erbgut moderner Menschen keine Hinweise auf eine Vermischung.