Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie Berlin, Köln oder Dresden einst aussahen. In den letzten Kriegsjahren legten alliierte Angriffe die deutschen Städte zunehmend in Schutt und Asche. Nach jeder Bomben-Nacht war aufräumen angesagt und als dann endlich die Waffen ruhten, der Wiederaufbau. Die Geschichte dieser Aufbautätigkeit hat Treber im Rahmen ihrer Dissertation detailliert recherchiert. Ihre auch als Buch erschienene Arbeit wurde jetzt mit dem Nachwuchspreis der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung ausgezeichnet. Sie hat den Blick dafür geschärft, wie das Aufräumen im Rahmen des zweiten Weltkriegs tatsächlich ablief.
„Das Räumen der im Luftkrieg anwachsenden Trümmermassen begann schon im Krieg”, betont Treber. „Verpflichtet wurden dafür vor allem Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Aber auch Bauhandwerker und Wehrmachtsangehörige waren im Einsatz.” Nach dem Krieg wurden dann in erster Linie professionelle Firmen mit schwerem Gerät und Fachkräften beauftragt. Zur Strafe wurden auch gezielt ehemalige Parteimitglieder und deutsche Kriegsgefangene mit einbezogen. Fehlten Arbeitskräfte, versuchte man dies durch Bürgereinsätze und dienstverpflichtete Arbeitslose auszugleichen, wie die Forscherin berichtet.
Den meisten Schutt räumten Andere weg
Aber auch dies waren Treber zufolge in der Regel Männer: Denn in der amerikanischen und französischen Besatzungszone war man strikt dagegen, Frauen in die Trümmerräumung einzubinden. In der englischen Zone griff man zwischen 1945 und 1947 nur auf eine geringe Zahl von arbeitslosen Frauen zurück. Anders war es in Berlin und in der sowjetisch besetzten Zone, die dann schließlich zur DDR wurde: Hier waren vergleichsweise viele Frauen im Einsatz. Und genau hier entstand auch der Mythos um die Trümmerfrauen.
Treber: „Es gab regelrechte Medienkampagnen, um für die Beteiligung von Frauen an der Trümmerräumung zu werben. Daran konnte die DDR in den fünfziger Jahren nahtlos anknüpfen. Die Trümmerfrau wurde schnell und dauerhaft zu einem Vorbild für die Gleichberechtigung und den Aufbau des Sozialismus.”In der Bundesrepublik galt sie hingegen sogar lange Zeit als die „arme Schwester” im Osten, die zur Schwerstarbeit gezwungen wurde.
Doch auch im Westen avancierten die Trümmerfrau schließlich zur Ikone des Wiederaufbaus. Die aufkommende Frauengeschichtsschreibung und Rentendebatten waren Treber zufolge dafür verantwortlich. „Hier erweiterte sich der Begriff auch radikal. Er bezeichnete fortan die gesamte Generation all jener Frauen, die die Nachkriegszeit als Erwachsene erlebt hatten. Und diese Frauen wurden nun zu den Grundsteinlegerinnen des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders erklärt”, sagt Treber.
Die Arbeit von Treber untermauert damit erneut Ansichten, die bereits zuvor schon von Historikern geäußerte wurden – beim Bild der Trümmerfrau handelt es sich um eine Glorifizierung. Doch bei der Thematik gibt es stets eines zu bedenken: Es geht um das Symbol Trümmerfrau und nicht um die Leistung einzelner Personen. Allen Menschen, die ehrenhafte Aufbauleistung nach dem zweiten Weltkrieg geleistet haben, gebührt Respekt.