Die österreich-ungarische Kaiserin Sissi war tätowiert. Sie trug einen Anker auf der linken Schulter, wie ein Hafenarbeiter oder Seemann. Sissis Gatte, Kaiser Franz Joseph, reagierte darauf angeblich ziemlich ungehalten. Zumal sie sich das Tattoo heimlich in einer griechischen Hafenkneipe hatte stechen lassen – mit 51 Jahren. Kein Bildnis der lieblichen Kaiserin hat dieses „ Schandmal” je gezeigt. Damals, Ende des 19. Jahrhunderts, haftete Tätowierungen noch etwas Verruchtes an, ein Hauch von kriminellem Milieu und Prostitution – Hafenkneipe eben.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das sittenlose Image gegeben. Inzwischen gilt ein Tattoo regelrecht als Körperschmuck für jedermann. Einer Studie der Universität Bochum zufolge ist fast jeder zehnte Deutsche tätowiert, die meisten mit einem Zeichen ewiger Freundschaft, einem kleinen Symbol oder schmückenden Ornament. Das war ursprünglich, weit vor Sissis Zeiten, noch ganz anders. Wie Archäologen und Volkskundler herausgefunden haben, sind Tätowierungen etwas kulturell absolut Fundamentales. Wahrscheinlich gab es sie schon in der Steinzeit: „ Forscher vermuten mittlerweile, dass sie parallel zum Sesshaftwerden des Menschen, vielleicht sogar noch früher mit der Entwicklung der darstellenden Kunst entstanden sind”, sagt Igor Eberhard, Kulturanthropologe an der Universität Wien. Bis in die Neuzeit, ja bei manchen indigenen Völkern bis heute, spielten Tätowierungen eine bedeutende Rolle, oft eine lebenswichtige.
So zum Beispiel bei einer weiteren Adligen – zumindest wurde sie von den Medien dazu erkoren, nämlich zur „Eisprinzessin von Ukok”. Es handelt sich um eine Mumie, die ein russisches Archäologen-Team 1993 im sibirischen Altai-Gebirge fand. Die Eisfrau lag auf dem kargen Ukok-Plateau, verborgen in einem Kurgan, einem Grabhügel, wie er beim Reitervolk der Skythen und ihrer Pazyryk-Kultur üblich war. Die Menschen dieser Kultur lebten vom 6. bis zum 2. Jahrhundert v.Chr. in der sibirischen Steppe. Eingeschlossen in einer hölzernen Kammer, von Steinen überdeckt, war die Mumie im ewigen Eis konserviert.
Ein Zeichen von Adel
Eine Analyse der Jahresringe im Holz sowie des Mageninhalts der als Grabbeigabe beigesetzten Pferde ergab, dass die Eisprinzessin im 5. Jahrhundert v.Chr. gelebt haben muss. Sie war bei ihrem Tod zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die Pferde und andere Beigaben, ihre edle Kleidung aus Seide und Pelz sowie ein reich verzierter Hut, der den Kopf fast einen Meter hoch überragt haben muss, zeugen vom hohen Status der Frau. Genauso wie die zahlreichen Tätowierungen auf ihrer Haut: Schulter, Handgelenke und Lenden, ja sogar die Daumen waren von Vögeln, Hirschen und anderen mythischen Tieren überzogen. Bei den Skythen war das vermutlich eine Art Auszeichnung. Um 450 v.Chr. merkte der griechische Schreiber Herodot an, dass unter den Thrakern, den nächsten Nachbarn der Schwarzmeer-Skythen, „Tätowierungen ein Zeichen von Adel sind – wer keine hat, ist von niederem Stand” .
Wahrscheinlich war die Dame vom Ukok-Plateau aber eher Priesterin als Prinzessin – womöglich auch Erzählerin oder Kriegerin, denn die Skythen waren berüchtigt für ihre Amazonen, wie es die griechischen Schriftsteller Herodot und Pseudo-Hippokrates im 5. Jahrhundert v.Chr. plastisch beschrieben. Ganz ähnliche Tattoos zieren die Haut männlicher Skythen-Mumien aus derselben Zeit. „Es gibt Theorien, wonach die Skythen Arme, Beine und vor allem Gelenke mit Tätowierungen versehen haben, um gerade diese Teile, die für das Überleben besonders wichtig waren, besser zu schützen”, sagt der Archäologe Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Er hat einen skythischen Krieger im Altai ausgegraben und im Anatomischen Institut der Universität Göttingen untersucht. Für die Skythen waren Tattoos demnach nicht nur Schmuck und Rangabzeichen. Sie sollten auch Kraft und Macht verleihen und auf rituelle Weise vor Verletzungen bewahren.
Von keinem anderen Volk kennen wir ältere bildhafte Tätowierungen als von den Skythen – also komplexe figürliche Ornamente. Doch die Skythen waren beileibe nicht die Ersten, die sich tätowierten. Und nicht die Ersten, die sich davon Schutz und Heilung versprachen. Auch die wohl bekannteste Mumie der Welt, der Mann vom Hauslabjoch, kurz Ötzi, ist tätowiert. Mit gut 5300 Jahren ist er mehr als doppelt so alt wie die Altai- Mumien – und war von eher geringem Rang, vermutlich ein einfacher Hirte. 61 Tätowierungen haben die Wissenschaftler des Bozener „ Eurac-Instituts für Mumien und den Iceman” an Ötzis Leib gezählt: parallele Linien an der unteren Wirbelsäule, Streifen am rechten Fußknöchel, ein Kreuz an der Innenseite des rechten Knies und eines auf der rechten unteren Seite des Brustkorbs (siehe bild der wissenschaft 9/2013, „Schätze aus dem Eis”).
Hinsichtlich der Bedeutung seiner vergleichsweise simplen Tattoos gehen manche Wissenschaftler noch etwas weiter als bei den Skythen. Radiologische Untersuchungen und Computertomografien haben gezeigt, dass Ötzi, mit rund 45 Jahren für die damalige Zeit recht betagt, unter Arthrose litt: Hüfte, Knie und Sprunggelenke waren erkrankt. Auch die Rückenwirbel waren degeneriert. Er muss unter starken Schmerzen gelitten haben. Sollten die gestochenen Muster auf der Haut vielleicht der Linderung dienen?
„Ötzis Tätowierungen können in 15 Strichgruppen zusammengefasst werden”, antwortet Leopold Dorfer, Professor für Akupunktur an der Universität Graz, der Ötzis Tätowierungen eingehend inspiziert hat. „9 dieser 15 Gruppen liegen in unmittelbarer Nähe oder direkt auf klassischen Akupunkturpunkten. Ihre Kombination entspricht aus der Sicht der Akupunktur einer komplexen antiarthrotischen Therapie.” Dieses Fazit zieht auch der Rheumatologe Walter F. Kean von der McMaster-Universität im kanadischen Hamilton. „Die Positionen der Tätowierungen entsprechen Stellen zur therapeutischen Behandlung von chronischen Schmerzen.”
Wenn Keans und Dorfers Schlussfolgerungen stimmen, diente das Tätowieren damals als Heilverfahren – ganz ähnlich, wie wir es heute anwenden. Der Ursprung der Akupunktur, deren älteste Zeugnisse aus China im 1. Jahrtausend v.Chr. stammen, müsste demnach um zwei Jahrtausende vordatiert werden.
Doch auch Ötzis Tattoos waren nicht die ersten. Von der südamerikanischen Chinchorro-Kultur, die im heutigen Grenzgebiet von Chile und Peru lebte, sind zahlreiche Mumien erhalten. Eine davon, die circa 7000 Jahre alte Mumie eines Mannes, hat auf der Oberlippe einen schmalen Streifen tätowiert, der an einen Stift-Schnäuzer erinnert – und vielleicht einen solchen simulieren sollte. In diesem Fall läge ein kosmetischer Zweck vor.
Ob die Tätowierkunst noch älter ist – dafür sprechen nur Indizien. So wurde in der Grotte Arcy-sur-Cure in Frankreich eine 35 000 Jahre alte Feuerstelle mit Ockerfarben entdeckt. Durch Erhitzen lässt sich gelber Ocker in roten umwandeln. Gleich neben der Feuerstelle legten Archäologen spitze knöcherne Werkzeuge frei. Mit ihnen könnte die Farbe in die Haut von jemandem gestochen worden sein. Und dieser Jemand wäre nach Ausweis der übrigen Funde Neandertaler gewesen.
Gefärbte Narben
Doch mit Ocker könnte auch Leder gefärbt oder Haut bemalt worden sein. Eindeutig klären lässt es sich nicht. Das räumt auch Kulturanthropologe Igor Eberhard ein, wenn es um bis zu 10 000 Jahre alte Felsmalereien in der Sahara geht, die Menschen mit Mustern auf der Haut zeigen: „Die könnten natürlich auch einfache Körperbemalung darstellen.”
So oder so, das Tätowieren ist tiefer in der Menschheitsgeschichte verwurzelt als lange angenommen – und offenbar haben verschiedene Kulturen diese Kunst unabhängig voneinander entwickelt. Wie sie darauf kamen, bleibt unklar. Plausibel erscheint folgende Theorie: Die ersten Tattoos waren einfach gefärbte Narben. Die Steinzeitmenschen dürften von Kämpfen oder der Jagd auf gefährliche Tiere Wunden davongetragen haben. In die geriet Dreck, der die Wundheilung verzögerte und für eine bleibende Verfärbung der Haut sorgte. Ein erfahrener Kämpe wäre also an der Zahl solcher Körpermale zu erkennen gewesen. Entsprechend stolz hätte man sie hergezeigt – und sich vielleicht auch künstlich selbst zugefügt. Entweder, um Erfolge zu dokumentieren, wenn man unverwundet geblieben war, oder einfach um Eindruck zu schinden. In vielen Kulturen galten Tätowierungen bis in die Neuzeit als eine Art Orden für verdiente Krieger und Jäger.
Die Techniken, mit denen sich die ruhmreichen Kämpfer die Stech- und Schnittmalereien zufügten, waren im Vergleich zu heute recht abenteuerlich. Als Nadeln dienten je nach Kultur Knochensplitter, Haifischzähne, Dornen, Kakteennadeln oder geschnitzte Spieße aus Holz und Elfenbein. Als Farben nutzte man Asche, Ruß und Pflanzenstoffe. Die Inuit, die Ureinwohner der Arktis, ziehen noch heute rußige Fäden mit einer Art Nähnadel unter der Haut durch, um Linien zu zeichnen. Die Samoaner schlagen mit kammähnlichen Hacken, die einst oft aus Menschenknochen bestanden, auf die Haut ein, um Muster zu kreieren, die Maori schneiden sich mit meißelartigen Holzinstrumenten Farbe ins Gesicht.
Der Sinn und Zweck dieser Torturen erschöpft sich mitnichten in Auszeichnung, Heilung und Schmuck. Tattoos erfüllten noch ganz andere Funktionen, etwa in Zusammenhang mit Fruchtbarkeit und Geburt. Bei den Frauen im Alten Ägypten standen Tätowierungen hoch im Kurs – von der einfachen Dame bis hin zur Gattin des Pharaos. Die Mumie der Hathor-Priesterin Amunet, deren Grab französische Archäologen 1891 in Deir el-Bahari in Theben-West fanden, weist Striche, Punkte und geometrische Formen am ganzen Körper auf. Besonders auffällig an der etwa 4000 Jahre alten Mumie: eine elliptische Form aus Punktreihen über dem Bauch.
Die gleichen Zeichnungen wurden bei zwei weiteren weiblichen Mumien gefunden, die man nahe Amunets Grab bestattet hatte. Ihre Titel zu Lebzeiten waren „Hathorische Tänzerinnen am Hof von König Mentuhotep”. Geoffrey John Tassie, Ägyptologe an der Freien Universität Berlin, stellt fest: „Diese Tattoos wurden sicher noch auffälliger, wenn die betreffende Frau schwanger war – die Muster dehnten sich aus und bildeten eine Art symbolisches Netz.” Dieses Netz, das quasi den sich wölbenden Bauch hält, sollte auf rituelle Weise eine sichere Geburt garantieren.
Göttlichen Beistand sichern
Tattoos galten den Ägyptern ganz allgemein als magischer Schutz vor Krankheiten und allerlei Bösem. Sie waren eine Art Amulett, wie die britische Archäologin Joann Fletcher von der Universität York meint – eines, das man stets mit sich trug. So auch bei einer Mumie aus der Zeit um 700 n.Chr. Sie kam 2005 bei Grabungen im Sudan zutage, heute befindet sie sich im British Museum. In griechischen Buchstaben steht auf ihrem rechten Oberschenkel ein Monogramm, das den Namen „Michael” symbolisiert. Da die Frau in einer christlichen Gemeinde am Nil wohnte, glauben die Archäologen am British Museum, dass der Erzengel Michael gemeint ist. Als mächtigster aller Erzengel, der die himmlische Armee gegen Satan und die gefallenen Engel anführte, sollte sein Emblem wohl vor allen Übeln bewahren.
Den Kelten ging es bei ihren Tätowierungen dagegen weniger um einen Schutzeffekt als darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Sie waren berüchtigt dafür, ihren Gegnern splitterfasernackt und von oben bis unten tätowiert gegenüberzutreten. Auch bei den Urvölkern Polynesiens waren Tattoos eine Art permanente Kriegsbemalung. Die Krieger der Marquesas-Inseln in Ostpolynesien trugen auf den Innenarmen Tattoos von großen, starr blickenden Augen. Damit wollten sie im Zweikampf ihren Feind kurz irritieren, um als Erster zuschlagen zu können.
Die Maori auf Neuseeland tragen kunstvolle Muster und Formen in ihren Gesichtern, die Zeit ihres Lebens immer weiter fortgeschrieben werden. In der Körperbemalung sind Ereignisse und Erfolge verewigt, sodass die Hautstiche quasi die gesamte Lebensgeschichte ihres Trägers erzählen – eine Biografie oder „ ein ästhetischer Barcode im Gesicht”, wie die britische Archäologin Joann Fletcher meint. Die Ainu, das Urvolk Japans, tätowierten ihre Frauen rund um den Mund, wenn sie erwachsen und verheiratet waren. Bei den Korjaken auf der Insel Siara im Pazifik erhielt die Frau jedes Ehejahr eine weitere Zeichnung, um so die Dauer ihrer Ehe ablesen zu können.
Überhaupt war es weit verbreitet, Tätowierungen als Initiationsritus in die Haut zu stechen. Und manchmal waren sie auch einfach praktisch: Einige Indianerstämme Kaliforniens ritzten den Jungen einen Maßstab für Muschelgeldschnüre in den Arm – als Zeichen, dass sie nun erwachsen waren, aber auch, um ihnen das Handeln zu erleichtern. Muschelschnüre dienten vielen indigenen Völkern als Währung. Die Ketten wurden nach der Länge bewertet.
So erfüllten Tattoos in vielen Kulturen diverse Zwecke. Bisweilen machte erst die Tätowierung jemanden zum vollwertigen Mitglied der Gesellschaft. „Wenn ein Samoaner nicht tätowiert war, wurde er nicht beerdigt, sondern seine Leiche einfach irgendwo im Dschungel abgelegt”, erklären die österreichischen Museumspädagogen Petra Pinkl und Manfred Hainzl, die sich vor einigen Jahren für eine Ausstellung eingehend mit Tattoos beschäftigten. Auch für die Mohave-Indianer sei es unmöglich gewesen, ohne Gesichtstätowierung ins Land der Toten einzugehen. Sie waren dazu verdammt, in der Hölle zu schmoren.
Und doch: In Europa geriet die Tätowierung im Laufe der Jahrhunderte in Verruf. Schon Griechen und Römer sahen sie als Zeichen von Barbarei an. Viele ihrer Feinde – Skythen, Thraker, Kelten, Nubier – waren tätowiert. Die Römer dagegen verwendeten Tattoos allenfalls als Stigma: Sklaven wurden auf diese Weise markiert, ebenso wie Söldner der römischen Armee – als Zeichen der Truppenzugehörigkeit, aber vor allem, damit sie nicht desertierten.
Im Zeichen des Glaubens
Unter Christen galt die Tätowierung lange Zeit als Gotteslästerung, schließlich verunstaltete man damit die Krone der Schöpfung. Nur solche Tattoos waren akzeptiert, mit denen man sich zum Glauben bekannte – die Initialen Christi, ein Kreuz oder ein Lamm. Die Kreuzritter ließen sich tätowieren, um auf den Kreuzzügen eindeutig als Christen erkennbar zu sein. Viele Kopten tragen heute noch ein Kreuz an der Innenseite des Handgelenks. Die christliche Minderheit in Ägypten will sich so vom Islam distanzieren, der Tätowierungen strikt ablehnt.
Ebenfalls als Erkennungszeichen, jedoch nicht aus frommen Gründen, nutzten Verbrecherbanden Tattoos. Auch deswegen überwog in Europa die Ablehnung. Sich tätowieren zu lassen, galt als Zeichen von Rebellion. Kaiserin Sissi war ja gern rebellisch – und damit stand sie nicht allein. Viele Angehörige europäischer Fürstenhäuser haben sich im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert mehr oder weniger heimlich tätowieren lassen: König George V. und König Edward VII. von Großbritannien, der russische Zar Nikolaus II., Prinz Albert von Sachsen- Coburg, ja selbst die Mutter von Winston Churchill. „Die Gründe für diesen Hype sind nicht geklärt” , sagt Kulturanthropologe Igor Eberhard. „Aber wahrscheinlich war es einfach der Reiz des Verbotenen, die Lust an der Provokation und dem Exotischen.”
Historischen Schätzungen zufolge waren damals – trotz der öffentlichen Missbilligung – 20 Prozent aller Menschen in den industrialisierten Ländern tätowiert, vor allem in der Ober- und Unterschicht, weniger in der Mittelschicht. In Deutschland gaben 2014 neun Prozent der Bevölkerung an, ein Tattoo zu tragen. Insofern ist der heutige Trend zur Tätowierung doch recht harmlos. •
von Jan Berndorff
Stiche versetzen
Schmerzhafte Prozedur und bleibender Eindruck – die Technik des Tätowierens setzt auf nachhaltige Wirkung und tut höllisch weh. Der Tätowierer durchsticht mit einer Nadel die Oberhaut (Epidermis) und spritzt Farbe in die Lederhaut (Dermis) darunter. Dafür verwendet er eine Hohlnadel oder taucht das Stechinstrument in den Farbstoff. In der Lederhaut wird die Farbe dauerhaft eingelagert. Darüber oder darunter würde die Tinte rasch verloren gehen. Denn die oberen Hautschichten schuppen sich, und Blutungen würden die tieferen auswaschen.
Kompakt:
· Seit dem Neolithikum gibt es eindeutige Nachweise von Tätowierungen.
· Je nach Kultur waren die Gründe dafür vielfältig: magischer Schutz, Heilkraft, Abschreckung oder Rangabzeichen.
· Auch das gesellschaftliche Ansehen von Tattoos hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt.
Tatat-Au!
Das Wort „Tätowieren” stammt aus Polynesien. Die Ureinwohner des pazifischen Inselreichs bezeichneten die Technik der Stechmalerei als „Tatatau”, zu Deutsch „kunstgerecht eine Wunde schlagen”. Der britische Entdeckungsreisende James Cook war fasziniert von der Körperbemalung und verewigte den Begriff „ tattow” als Erster 1769 in seinem Logbuch. Als lebenden Beweis brachte er einen tätowierten tahitianischen Prinzen namens Omei mit nach Europa, wo der „edle Wilde” herumgereicht und bestaunt wurde wie ein Ausstellungsstück. Viele von Cooks Matrosen kamen ebenfalls tätowiert von ihren Reisen zurück, daher verbreitete sich die Körperkunst vor allem im Umfeld von Häfen. Tattoos galten als Kennzeichen für Welterfahrung.
Lesen
Albert Zink Die Welt der Mumien Von Ötzi bis Lenin Zabern, München 2012, € 39,99
Eberhard Igor Pimp my Körper! Arbeiten über Tätowierungen AVM, München 2012, € 34,90
Ausstellung
Ancient Lives – New Discoveries Ägyptische Mumien und wer sie als Mensch zu Lebzeiten waren. Noch bis zum 19. April 2015 im British Museum: www.britishmuseum.org