Untersuchungen von Fußknochen und Fußabdrücken von A. afarensis hatten gezeigt, dass sie bereits aufrecht auf zwei menschenähnlichen Füßen liefen. Den typisch menschlichen Fuß unterscheiden dabei drei Haupteigenschaften von dem der Menschenaffen: die Stellung der großen Zehe, die Wölbung des Fußes und die Eigenschaften der Gelenke. Bei unseren engsten noch lebenden Verwandten, den Schimpansen, ist der große Zeh von den übrigen abgespreizt, um im Geäst Greiffunktionen übernehmen zu können. Unsere große Zehe hat dagegen die gleiche Richtung wie die anderen und bietet damit Vorteile beim Bewegungsablauf des aufrechten Gangs. Das gilt ebenfalls für die Wölbung des Fußes: Sie gibt Trittfestigkeit, aber auch Flexibilität, um Stöße beim Laufen auf zwei Beinen abzufedern. Menschenaffen benötigen dies nicht und haben deshalb eine flache Fußanatomie. Die Gelenke zwischen Zehen und Fußknochen zeigen darüber hinaus, dass der Fuß bei der Fortbewegung nicht abrollt, wie es für den aufrechten Gang typisch ist.
?Auftritt? der besonderen Art
Die Analysen der acht fossilen Fußknochen zeigten nun charakteristische Unterschiede zu den menschenähnlichen Eigenschaften der Füße von A. afarensis. Sie gehörten demnach zu einem Wesen, das zwar schon an den aufrechten Gang auf dem Boden angepasst war, aber gleichzeitig die Fähigkeit zum Klettern beibehalten hatte. Die große Zehe war dazu abgespreizt, wie bei heutigen Menschenaffen, und die typische Wölbung des Fußes fehlte. Genaue Analysen der Gelenke zeigten allerdings, dass der Fuß bereits zusätzlich an eine abrollende Bewegung angepasst war, wie sie für den zweibeinigen Gang typisch ist. Dieses Merkmal dokumentiere, dass die Fossilien der Linie der Hominini zuzuordnen seien und nicht derjenigen der Menschenaffen, sagen die Forscher.
Ähnliche Eigenschaften der Fußanatomie waren schon von einem anderen Vertreter aus dem Stammbaum des Menschen bekannt: Ardipithecus ramidus. Die entsprechenden Funde sind allerdings etwa eine Million Jahre älter als die aktuell untersuchten Fossilien. Es war bisher unbekannt, dass Wesen mit derart archaischer Fußanatomie noch parallel zu den weiter entwickelten A. afarensis existierten. Die Forscher halten sich bisher allerdings noch mit einer Zuordnung des Fundes zu einer speziellen Art oder Gattung zurück. Dafür seien noch weitere Funde nötig, die zeigten, wie die Körper aussahen, die diese Füße einst trugen. Die Ergebnisse belegen aber durchaus, dass unterschiedliche Linien im Stammbaum des Menschen parallel und im gleichen Lebensraum existierten, sagen Yohannes Haile-Selassie und seine Kollegen.