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Kann man antike Gerüche erforschen?

Geschichte|Archäologie Nachgefragt

Kann man antike Gerüche erforschen?
Es roch nach Pistazien-, Weihrauch- und Myrrhe-Räucherwerk. (Foto: stockcam/iStock)

Reste von Tempeln, Palästen und Häusern gewähren Einblick, wie es in der Antike ausgesehen hat. Doch wie roch es dort? Kann die Archäologie auch Informationen über die längst verflogenen Düfte liefern? Offenbar ja, zeigt eine Studie: Wissenschaftlern ist es durch moderne Nachweismethoden gelungen, Gerüche von Räucherwerk zu rekonstruieren und sie bestimmten Räumen der antiken Oasen-Stadt Tayma zuzuordnen.

Tayma war in der Antike eine beeindruckende Siedlung mit Tempeln, öffentlichen Gebäuden und ausgedehnten Wohngebieten – umschlossen von einer Stadtmauer. Der Handel hatte die Oasen-Stadt im Nordwesten des heutigen Saudi-Arabiens schon in der frühen Antike reich gemacht: Tayma bildete einen wichtigen Knotenpunkt auf der Weihrauchstraße, die im Altertum die Arabische Halbinsel mit dem Mittelmeerraum verknüpfte. Im Rahmen eines Kooperations-Projekts der Saudischen Kommission für Tourismus und Antikes und des Deutschen Archäologischen Institut (DAI) führen Archäologen bereits seit einiger Zeit Ausgrabungen in den Überresten von Tayma durch.

Rückstände aus Räuchergefäßen analysiert

Weihrauchbrenner aus dem Wohngebiet, Oase von Tayma, Saudi-Arabien.
(Foto: DAI Orient Department/Kramer)

Dabei stießen sie in verschieden Bereichen der antiken Siedlung auf zahlreiche Scherben von Räuchergefäßen aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr.. Sie belegen, dass das Räucherwerk nicht nur ein Handelsgut in der antiken Stadt war, sondern dort auch intensiv verwendet wurde. Die Räuchergefäße bedufteten damals sowohl die Tempelanlagen als auch das häusliche Umfeld und Grabstellen, zeigen die Funde. Doch was roch man denn da und gab es unterschiedliches Räucherwerk je nach Einsatzort? Diesen Fragen haben die Forscher eine archäologische „Geruchs-Studie“ gewidmet.

Die Wissenschaftler lösten dazu von den Scherben der Räuchergefäße zunächst Rückstände der Stoffe, die einst in ihnen geglimmt haben. Anschließen wurden diese an der Technischen Universität Berlin mittels Chromatographie und Massenspektrometrie untersucht. Bei diesen Methoden werden Substanzen aus einem Gemisch anhand ihrer unterschiedlichen Eigenschaften und Massen getrennt. Im Fokus des „Profiling“ standen sogenannte Sekundärmetabolite – Stoffe, die beim Verbrennen entstehen, sich aber Ausgangsmaterialien zuordnen lassen. Die Analyseergebnisse der Rückstände aus den mehr als 60 Räuchergefäßen konnten die Forscher mit zweihundert verschiedenen Referenzmaterialien aus botanischen Sammlungen vergleichen.

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Tempel und Heim rochen anders

„Wir konnten eindeutig nachweisen, dass in Tayma Harze von Pistazien-, Weihrauch- und Myrrhe-Bäumen verbrannt wurden“, sagt Ina Säumel von der TU Berlin. Dabei zeichnete sich ab: Die verschiedenen Aromen wurden offenbar je nach funktionellem Kontext eingesetzt. Mit anderen Worten: Zuhause roch es anders als im Tempel oder bei Begräbnissen. Im religiösen Umfeld wurden demnach hauptsächlich Pistazienharze verbrannt, während man im häuslichen Bereich eher Weihrauchharze einsetzte. Im Fall der Funde aus Grabstellen zeigten die Analysen, dass dort besonders mit Myrrheharzen geräuchert wurde, berichten die Forscher.

Ihre archäologische Forschung mit „Nase“ soll nun fortgesetzt werden: „Uns interessiert, welche Harze von lokalen Nutzhölzern verwendet wurden und welche erst über Handelsnetzwerke in die Region kamen“, sagt Säumel. „Wir wollen deshalb unsere Analyse noch deutlich erweitern, um zum Beispiel Aussagen darüber treffen zu können, ob die verwendeten Harze beispielweise aus Indien oder dem Tschad stammten“, sagt die Forscherin

Quelle: TU Berlin, DAI

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