Diese Erklärung will David Carrier zwar nicht völlig ausschließen, er hält sie jedoch für unwahrscheinlich ? schließlich verbringen heute gerade die Affen mit den vergleichsweise kürzesten Beinen, nämlich männliche Orang-Utans und Gorillas, die geringste Zeit auf Bäumen. Der Biologe untersuchte daher bei acht Primatenarten, darunter Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans, Gibbons, Paviane und Meerkatzen, ob es einen Zusammenhang zwischen Beinlänge und der Aggressivität der Männchen im Kampf um die Weibchen gibt. Als Maß für die Kampfbereitschaft der Männchen diente ihm dabei der Unterschied in der Körpergröße und in der Länge der Eckzähne zwischen Männchen und Weibchen ? beides Kriterien, für die frühere Studien bereits einen Zusammenhang mit Aggressivität nachgewiesen hatten.
Je kürzer die Hinterbeine der Tiere, desto ausgeprägter waren die Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern, zeigte die Auswertung. Das zeige, dass kürzere Beine tatsächlich mit einer erhöhten Aggressivität einhergehen und dass demnach wahrscheinlich auch die Australopithecus-Männchen häufig miteinander kämpften, so Carrier. Allerdings gebe es Ausnahmen von der Regel: Bonobos haben zwar kürzere Beine als Schimpansen, sind aber friedlicher, wohingegen Menschen zwar längere Beine haben, jedoch zu den aggressiveren Arten gehören. In diesen Fällen, so Carriers Erklärung, habe es wohl einen anderen die Beinlänge bestimmenden Faktor gegeben, der für das Überleben wichtiger war als der Vorteil beim Kämpfen.