In der Kalksteinhöhle Jerimalai an der Ostspitze des Inselstaates Osttimor entdeckte das Team aus japanischen und australischen Wissenschaftlern altsteinzeitliche Essensreste, vor allem Tierknochen, die sie auf ein Alter von etwa 42.000 Jahren datierten. Einen großen Teil davon ? teilweise bis zu 80 Prozent ? machten die Überreste von Fischen aus, von denen wiederum fast die Hälfte von Fischen stammte, die nicht in Küstennähe, sondern im offenen Meer leben. Das waren vor allem Thunfische, aber auch Haie und Rochen. Wie genau die damaligen Inselbewohner diese großen Fische gefangen haben, können die Wissenschaftler allerdings noch nicht sagen ? in der entsprechenden Bodenschicht fanden sich keine Fischereiwerkzeuge. Vermutlich wurden die Tiere angelockt und mithilfe von Ringnetzen und Reusen gefangen, spekuliert das Team um Sue O?Connor. Haken, die stabil genug waren, um einen solchen Fisch aus dem Wasser zu ziehen, wurden bislang nicht gefunden.
Auch die jüngeren Bodenschichten in der Höhle bargen interessante Überreste, berichten die Wissenschaftler. So war bei den Funden von vor 17.000 bis 9.000 Jahren der Anteil an Tiefseefischen etwas geringer, dafür scheint die damals dort lebende Bevölkerung mehr Makrelen und Zackenbarsche verspeist zu haben. Dieser Trend setzte sich offenbar mit der Zeit immer weiter fort, zeigen die folgenden, noch jüngeren Schichten.
Laut den Wissenschaftlern fällt der Beginn dieser Entwicklung mit den ? ebenfalls in der Jerimalai-Höhle entdeckten ? ältesten Funden von Angelhaken überhaupt zusammen. Der Rekordhalter dieser aus Meeresschnecken geschnitzten Haken ist nach Schätzungen der Archäologen zwischen 23.000 und 16.000 Jahre alt. Ab wann Netze zum Einsatz kamen, können die Forscher hingegen nur vermuten. Da Angelhaken ohne Angelschnur jedoch nutzlos seien, liege es nahe, dass die Menschen zur gleichen Zeit bereits Netze herstellten, kommentiert das Team.
Die Fischereitechnik und damit die Möglichkeit, auch die reichen Fischgründe der Hochsee nutzen zu können, veränderte vermutlich nicht nur den Speiseplan der frühen modernen Menschen, die Afrika etwa 70.000 Jahre zuvor verlassen hatten. Sie erleichterte ihnen wohl auch die spätere Besiedlung Australiens und Ozeaniens, so die Forscher.