Anzeige
1 Monat GRATIS testen. Danach zum Jubiläumspreis weiterlesen.
Startseite »

Hochseefischer der Steinzeit

Geschichte|Archäologie

Hochseefischer der Steinzeit
praehistorischer_angelhaken.gif
Etwa 12.000 Jahre alte Angelhaken aus Meeresschnecken. Foto: Susan O'Connor
Schon in der Altsteinzeit ? vor über 40.000 Jahren ? beherrschten die Menschen in Südostasien offenbar die Hochseefischerei. Auf ihrem Speiseplan standen beispielsweise Thunfische und Haie, zeigen Funde aus einer Höhle im Inselstaat Osttimor. Später scheinen sich die Altsteinzeitler dann auf den Fang kleinerer Fische wie Makrelen und Barsche spezialisiert zu haben: In der Höhle entdeckte das Ausgräberteam auch zwischen 16.000 und 23.000 Jahre alte Angelhaken ? die ältesten der Welt.

Seehunde und kleine Fische, die mit der bloßen Hand oder Speeren in unmittelbarer Nähe der Küste gefangen werden können, werden vermutlich schon seit über 100.000 Jahren von Menschen verspeist. Die Jagd mit Angeln oder anderem Fischereigerät begann hingegen erst vor etwa 12.000 Jahren, hatten Forscher bisher vermutet. Die Funde aus Osttimor in Südostasien legen nun jedoch ein ganz anderes Bild nahe: Offenbar wurden bereits 30.000 Jahre früher als bisher gedacht Thunfische, Haie und andere Fische gejagt, die ausschließlich auf hoher See vorkommen.

In der Kalksteinhöhle Jerimalai an der Ostspitze des Inselstaates Osttimor entdeckte das Team aus japanischen und australischen Wissenschaftlern altsteinzeitliche Essensreste, vor allem Tierknochen, die sie auf ein Alter von etwa 42.000 Jahren datierten. Einen großen Teil davon ? teilweise bis zu 80 Prozent ? machten die Überreste von Fischen aus, von denen wiederum fast die Hälfte von Fischen stammte, die nicht in Küstennähe, sondern im offenen Meer leben. Das waren vor allem Thunfische, aber auch Haie und Rochen. Wie genau die damaligen Inselbewohner diese großen Fische gefangen haben, können die Wissenschaftler allerdings noch nicht sagen ? in der entsprechenden Bodenschicht fanden sich keine Fischereiwerkzeuge. Vermutlich wurden die Tiere angelockt und mithilfe von Ringnetzen und Reusen gefangen, spekuliert das Team um Sue O?Connor. Haken, die stabil genug waren, um einen solchen Fisch aus dem Wasser zu ziehen, wurden bislang nicht gefunden.

Auch die jüngeren Bodenschichten in der Höhle bargen interessante Überreste, berichten die Wissenschaftler. So war bei den Funden von vor 17.000 bis 9.000 Jahren der Anteil an Tiefseefischen etwas geringer, dafür scheint die damals dort lebende Bevölkerung mehr Makrelen und Zackenbarsche verspeist zu haben. Dieser Trend setzte sich offenbar mit der Zeit immer weiter fort, zeigen die folgenden, noch jüngeren Schichten.

Laut den Wissenschaftlern fällt der Beginn dieser Entwicklung mit den ? ebenfalls in der Jerimalai-Höhle entdeckten ? ältesten Funden von Angelhaken überhaupt zusammen. Der Rekordhalter dieser aus Meeresschnecken geschnitzten Haken ist nach Schätzungen der Archäologen zwischen 23.000 und 16.000 Jahre alt. Ab wann Netze zum Einsatz kamen, können die Forscher hingegen nur vermuten. Da Angelhaken ohne Angelschnur jedoch nutzlos seien, liege es nahe, dass die Menschen zur gleichen Zeit bereits Netze herstellten, kommentiert das Team.
Die Fischereitechnik und damit die Möglichkeit, auch die reichen Fischgründe der Hochsee nutzen zu können, veränderte vermutlich nicht nur den Speiseplan der frühen modernen Menschen, die Afrika etwa 70.000 Jahre zuvor verlassen hatten. Sie erleichterte ihnen wohl auch die spätere Besiedlung Australiens und Ozeaniens, so die Forscher.

Anzeige
Sue O?Connor (Australian National University, Canberra): Science, Bd. 334, S. 1117, doi: 10.1126/science.1207703 © wissenschaft.de ? Marion Martin
Anzeige
Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Youtube Music
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Be|de|ckungs|ver|än|der|li|che(n)  〈Pl.; Astron.〉 Sterne, die einander abwechselnd mehr od. weniger bedecken

Kli|mak|te|ri|um  〈n.; –s, –ri|en〉 = Wechseljahre [<neulat. climacterium; … mehr

in|ert  〈Adj.〉 1 untätig, träge 2 〈Chem.〉 Sy inaktiv ( … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige