Das Gehirn des im vergangenen Jahr in Indonesien entdeckten winzigen Homo floresiensis entspricht am ehesten dem des Homo erectus. Das hat ein internationales Forscherteam bei Untersuchungen eines virtuellen Schädel-Innenabdrucks des so genannten Hobbit-Menschen herausgefunden. Damit belegen Dean Falk von der Staats-Universität Florida in Tallahassee und seine Kollegen, dass es sich bei dem zierlichen Individuum nicht lediglich um einen modernen Menschen mit einer Krankheit oder einer Entwicklungsstörung handelt. Ihre Studien schildern die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science (Online-Vorabveröffentlichung, Sciencexpress, 3. März).
Im vergangenen Jahr hatten Anthropologen über den sensationellen Fund des nur etwa einen Meter großen Frühmenschen berichtet, der bis mindestens vor etwa 18.000 Jahren auf der indonesischen Insel Flores lebte. Falk und sein Team analysierten nun einen dreidimensionalen computerberechneten Schädel-Innenabguss dieses Homo floresiensis. Diese Daten verglichen sie mit denen verschiedener anderer Hirnabdrücke, darunter die von großen Affen, von Homo erectus, von
Australopithecus africanus und von Homo sapiens ? einschließlich eines
Pygmäen und eines Menschen mit krankhaft verkleinertem Hirn.
Im Verhältnis von Körper- zu Hirngröße gleicht der Hobbit-Mensch eher dem Australopithecus. Insgesamt ähnelt die Form seines Hirns jedoch am stärksten derjenigen von Homo erectus, stellten die Anthropologen fest. Allerdings zeigt das Gehirn von Homo floresiensis auch einige Unterschiede, zum Beispiel einen deutlich erweiterten Schläfenlappen. Dieses Hirnmerkmal passt nach Ansicht der Autoren in die Hypothese, dass diese Frühmenschenspezies trotz des recht kleinen Hirns bereits in der Lage war, höhere geistige Leistungen zu vollbringen. So war es dem Hobbit-Menschen etwa nachweislich gelungen, das Meer zu überqueren und damit die indonesische Insel zu erreichen. Außerdem gebrauchte er bereits Werkzeuge und Feuer, vermuten Anthropologen.
ddp/wissenschaft.de ? Cornelia Dick-Pfaff