Nun untermauern Martin und seine Kollegen die Gegentheorie, derzufolge es nie einen Homo floresiensis gab. Das Team untersuchte Flos Schädelform, weitere anatomische Merkmale und die in der Höhle gefundenen Steinwerkzeuge. Das Team kommt zu dem Schluss, dass Flo zur Art Homo sapiens gehörte, aber unter Mikrozephalie litt, einem krankhaft verkleinerten Gehirn. Es gebe beim modernen Menschen insgesamt 400 verschiedene Formen dieser Krankheit mit unterschiedlichen Begleiterscheinungen. Typisch sei zum Beispiel Flos fliehendes Kinn. Einige Formen der Mikrozephalie gehen mit einer geringen Körpergröße einher, und die Betroffenen können durchaus das Erwachsenenalter erreichen, schreiben die Forscher.
Auch die anderen in der Höhle gefundenen Knochen stammen von kleinwüchsigen Menschen. Martin und Kollegen zufolge ist es durchaus möglich, dass es sich bei der Mikrozephalie um eine Erbkrankheit handelte, die in der Bevölkerung von Flores verbreitet war.
Die in der Höhle gefundenen Steinwerkzeuge stammen nach der Analyse des Forscherteams eindeutig vom Homo sapiens. Die ursprüngliche Deutung, dass es sich um Werkzeuge handelt, die für den Vormenschen Homo erectus typisch sind, können die Forscher nicht bestätigen. Mitverfasser James Philipps von der Universität von Illinois: “Die Steinwerkzeuge wurden mit einer fortgeschrittenen Technik hergestellt, die man nur vom modernen Menschen und vom Neandertaler kennt.”