Anzeige
1 Monat GRATIS testen. Danach zum Jubiläumspreis weiterlesen.
Startseite »

Eine gute Nase fürs Hirn

Geschichte|Archäologie

Eine gute Nase fürs Hirn
Ein feiner Geruchssinn war die Haupt-Triebfeder für die Entwicklung der leistungsstarken Gehirne der Säugetiere. Das schließen US-Forscher aus den Analysen von Schädeln winziger Ur-Säuger, die vor etwa 190 Millionen Jahren auf der Erde lebten. Der Ausbau des Riechzentrums im Gehirn gab demnach den Anstoß für den Entwicklungsschub des gesamten Gehirns. Auch der verbesserte Tastsinn über Körperhaare trug zum Wachstum des Gehirns bei, sagen die Wissenschaftler um Zhe-Xi Luo vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh.

Die Säugetiere zeichnet unter allen Tiergruppen vor allem eine Eigenschaft aus: ihr im Vergleich zum Rest des Körpers großes Gehirn. Außerdem verfügen nur Säuger über einen sogenannten Neocortex. Dieser Teil der Großhirnrinde gilt als Sitz? ihrer Intelligenzleistungen. Warum gerade sie diesen evolutionären Weg eingeschlagen haben, war bisher unklar.

Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, richteten die Forscher ihren fragenden Blick auf die winzigen Schädel von Fossilien der ältesten bekannten Vertreter der Säuger: Morganucodon oehleri, ein spitzmausähnlicher Vertreter der Säugtierartigen, und das nächst höhere Entwicklungsmodell ? Hadrocodium wui, ein nur zwei Gramm schwerer Ur-Säuger. Die Gehirne selbst haben die rund 190 Millionen Jahren nicht überdauert, aber ihre Abdrücke im Schädelknochen. Durch Computertomographie konnten die Forscher zerstörungsfrei die Innenseite der Schädelknochen abtasten und damit auch die Form der einstigen Gehirne am Computer rekonstruieren. Die Ergebnisse verglichen die Forscher nun mit den Untersuchungen von säugetierähnlichen Reptilien ? entwicklungsgeschichtlich noch älteren Vertretern aus dem Stammbaum der Säuger.

Die Analysen ergaben, dass das Gehirn von Morganucodon bereits 50 Prozent größer war als das der säugetierähnlichen Reptilien. Bei Hadrocodium setzte sich dieser Trend weiter fort. Vor allem die Nasenhöhle und die Hirnregionen zur Wahrnehmung von Gerüchen waren stark vergrößert. Das zeige deutlich den verbesserten Geruchssinn der Ur-Säuger, schreiben die Forscher. Außerdem seien die Hirnregionen, die im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Berührungsreizen stehen, vergrößert gewesen. Die Gehirne der säugetierähnlichen Reptilien dokumentieren dagegen noch die Spezialisierung auf das Gehör. Die Hirnregionen, die Riechen, Sehen und Feinmotorik zugeordnet werden, waren dagegen noch schwach entwickelt. ?Geruchs- und Tastsinn waren für das Überleben und Gedeihen der Säuger in der Frühzeit ihrer Entwicklung offenbar äußerst wichtig?, folgert Zhe-Xi Luo. Diese Anpassung stand also vermutlich am Anfang der Erfolgsgeschichte der cleveren Wesen, die heutzutage mit rund 5.500 Arten die Erde bevölkern. Das Verhältnis von Körpergröße und Gehirn gipfelt bei einem ihrer Vertreter: dem Menschen.

Die Paläontologen um Zhe-Xi Luo vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh präsentieren ihre Studie im Wissenschaftsmagazin “Science”, doi: 10.1126/science.1203117. wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige
Anzeige
Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Youtube Music
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

An|ti|mon  〈a. [′–––] n. 11; unz.; chem. Zeichen: Sb〉 chem. Element, ein Metall, silberweiß, glänzend, in Legierungen für Letternmetall u. für lichtelektr. Zellen verwendet, Ordnungszahl 51; Sy Stibium … mehr

Hy|per|ba|ton  〈n.; –s, –ba|ta; Rhet.〉 rhetor. Figur, bei der eine Wortgruppe (aufgrund der Metrik) syntaktisch umgestellt wird, z. B. ”Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen“ (Goethe, Faust I); Sy Hyperbasis … mehr

zu|wi|der  I 〈Adv.〉 widerwärtig, unangenehm ● dieses Essen ist mir ~; diese Art Musik ist meinem Ohr ~; diese Person ist mir ~; das kann einem schnell ~ werden II 〈Präp. mit vorangestelltem Dat.〉 entgegen, widersprechend … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige