Jeder zehnte irische Mann stammt möglicherweise von einem sagenumwobenen irischen Stammesfürsten namens Niall of the Nine Hostages ab. Das vermuten Genetiker um Daniel Bradley vom Trinity College in Dublin nach Gentests an knapp 800 irischen Männern. Niall lebte im 5. Jahrhundert und hat der Legende nach den späteren irischen Bischof und Nationalheiligen St. Patrick nach Irland verschleppt.
Der irische Nationalheilige St. Patrick war um das Jahr 400 als etwa 16-Jähriger vom römischen Britannien aus von irischen Piraten entführt und nach Irland gebracht worden. Nach mehr als sechs Jahren Gefangenschaft gelang ihm die Flucht. Jahrzehnte später kehrte er als Bischof auf die Insel zurück und spielte eine wesentliche Rolle bei deren Christianisierung. Wer damals seine Entführer gewesen waren, ist historisch nicht belegt. Es heißt jedoch, der Stammesfürst Niall of the Nine Hostages sei an der Verschleppung beteiligt gewesen. Dieser Hochkönig hatte acht Söhne und ist in Irland als der Begründer der
Uí Néill-Dynastie bekannt, auf die bis heute zahlreiche irische Familien ihre Herkunft zurückführen.
Diese traditionsbewussten Inselbewohner könnten damit tatsächlich Recht haben, sagen nun die irischen Genetiker. Die Wissenschaftler hatten bei 796 Männern aus dem Nordwesten Irlands das Y-Chromosom untersucht. Dieses Chromosom, das nur Männer haben, wird ausschließlich vom Vater auf den Sohn vererbt. So lässt sich anhand dieses Chromosoms die väterliche Linie zurückverfolgen. Bei jedem fünften der untersuchten Männer entdeckten die Forscher ein bestimmtes typisches Merkmal auf dem Y-Chromosom. Ein großer Teil von ihnen trug einen Nachnamen, der auf den Uí Néill-Clan zurückgeführt wird. Die Forscher schätzen, dass insgesamt etwa jeder zehnte Ire aus dieser Dynastie stammt.
Online-Dienst des Fachmagazins Science Daniel Bradley (Trinity College in Dublin) et al.: American Journal of Human Genetics, Februar 2006 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald