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Die Geschichte des Briefeschreibens

Geschichte|Archäologie

Die Geschichte des Briefeschreibens
Symbolbild Briefeschrieben
Ein Brief sagt mehr als seine SMS und das Briefeschreiben hat eine Jahrtausende alte Tradition. © Studio-Annika, GettyImages

Lieber Leser! Einen selbstgeschriebenen Brief oder eine schöne Postkarte im Briefkasten zu finden, ist immer etwas Besonderes. Ein Brief zeigt uns, dass jemand an uns gedacht und sich die Mühe gemacht hat, seine Gedanken handschriftlich zu Papier zu bringen. In Zeiten von Messenger-Diensten und E-Mails steigt der Wert eines liebevoll geschriebenen Briefes. Etwas Handgeschriebenes in der Post bedeutet uns mehr als eine SMS, ein Tweet oder eine Facebook-Nachricht. Darüber hinaus hat das Schreiben von Briefen eine lange und bewegte Geschichte und diese wollen wir heute erzählen.

Andere Zeiten, andere Briefe

Dem antiken Historiker Hellanicus zufolge wurde der erste handgeschriebene Brief etwa 500 v. Chr. von der persischen Königin Atossa abgesandt. Die ersten uns bekannten Briefe wurden in Ägypten geschrieben und verschickt. Über Hieroglyphen kommunizierte man über weite Entfernungen miteinander. Auch im alten Indien, Rom, Griechenland, Sumer und China wurde die Kunst des Briefeschreibens genutzt. Einige Bücher der Bibel wurden aus Briefen zusammengesetzt.

Geschrieben wurde in der Antike auf unterschiedlichen Materialien wie Holz, Wachs oder Metall, Keramik, Tierhaut oder Papyrus. Und in der griechischen Mythologie übermittelte Acontius Kydippe seine Heiratsabsichten, indem er entsprechende Worte in die Schale eines Apfels ritzte. In den letzten Jahrhunderten wurden Briefe überwiegend von Hand auf Papier oder mit der Schreibmaschine geschrieben.

Noch heute sind Briefe vor allem zum Überbringen von Informationen, Nachrichten und lieben Grüßen sehr beliebt – dann gerne auch in ihrer knapp gefassten Variante. Postkarten aus dem Urlaub schreiben, für besondere Anlässe wie Hochzeiten oder zu Weihnachten schöne Karten selbst gestalten: Bei einer handschriftlichen Nachricht geht es oft nicht zuletzt um eine schöne Form und nicht nur um den Inhalt.

Briefeschreiben als Privileg

In der Geschichte der Menschheit war es über weite Teile nur wenigen vergönnt, lesen und schreiben zu lernen. Allein aus diesem Grund war es einem Großteil der Menschen nicht möglich, per Brief zu kommunizieren. Hinzu kam, dass die Utensilien, die es zum Briefeschreiben brauchte, kostspielig waren und sich das Briefeschreiben vor allem reiche Menschen leisten konnten. Noch im Mittelalter war das Schreiben von Briefen vor allem den Wohlhabenden und Gebildeten vorbehalten. Adelige stellten Schreiber an, die in ihrem Namen Briefe verfassten. Diese Briefe wurden häufig auf Latein geschrieben und zeichneten sich durch eine besondere Kalligrafie aus.

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Im Laufe der Neuzeit verbreitete sich das Briefeschreiben immer mehr. Die Alphabetisierungsrate stieg und die Kosten für das Verfassen von Briefen wurden geringer. Als im 15. Jahrhundert der Buchdruck erfunden wurde, trug die erleichterte Herstellung von Büchern und anderen schriftlichen Materialien ihr Übriges zu Verbreitung des Briefeschreibens bei. Ab diesem Zeitpunkt tat sich auch einiges in puncto Briefversand. Eine Standardisierung des Briefverkehrs nahm ihren Anfang. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich schließlich das Postwesen, Vordrucke und Umschläge wurden eingeführt und das Schreiben und Versenden von Briefen wurde einfacher und bequemer.

Nicht erst im digitalen Zeitalter erlebte das Briefeschreiben einen Einbruch. Als im 19. und im 20. Jahrhundert neue Formen der Kommunikation wie Telegramme und später das Telefon aufkamen, wurde das Briefeschreiben weniger interessant und der Postverkehr ging zurück. Der technologische Fortschritt konnte den Briefverkehr jedoch nie ganz abschaffen. Ein handgeschriebener Brief ist gerade in Zeiten zahlreicher schnellerer Kommunikationsmöglichkeiten etwas ganz Besonderes.

Zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit

Briefe dienten von jeher nicht nur dem privaten Gebrauch. Es wurde auch stets für politische bzw. diplomatische Ziele oder für kommerzielle Zwecke genutzt. Das Schreiben von Briefen konnte zudem ein Mittel sein, Gedanken mit Menschen, die ähnliche Interessen teilen, auszutauschen oder sich in Polemik und Selbstdarstellung zu üben. Im 17. Jahrhundert wurden die Liebesbriefe eines Adeligen und seiner Schwester veröffentlicht. Ähnlich, wie wir es heute auf Social-Media-Kanälen erleben, wenn Stars und Sternchen Teile ihres Privatlebens öffentlich zeigen, konstruierte man sich in seinen Briefen mit viel Liebe zum Detail selbst, damit ein Publikum das Niedergeschriebene gerne lesen würde. Briefe wurden eine Kommunikationsform, die sich zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre bewegte und interessante Einblicke in Gefühls- und Gedankenwelten verschaffte.

In verschiedenen Epochen galt das Briefeschreiben sogar als Kunstform oder literarische Gattung. Während des großen Zeitalters des Briefeschreibens im 18. Jahrhundert wurde beispielsweise der Briefroman eine beliebte Gattung.

Briefe von historischer Tragweite

Manch ein Brief vermochte sogar, in die Geschichte einzugehen und Großes anzustoßen oder anzukündigen. Martin Luther erläuterte Papst Leo X. 1520 in einem Brief seine theologischen Einwände gegen die katholische Kirche. Charles Darwin deutete seine Überlegungen zur Entstehung der Arten erstmals in einem Brief an seinen besten Freund an. Als Winston Churchills Sekretär diesem in einem Brief nahelegte, ein Abkommen mit Nazi-Deutschland zu schließen, antwortete dieser ebenfalls in einem handschriftlich verfassten Schreiben: “Ich schäme mich für Sie, dass Sie einen solchen Brief geschrieben haben. Ich gebe ihn Ihnen zurück – zum Verbrennen und Vergessen.” Hätte Churchill weniger Größe bewiesen und anders geantwortet, wäre die Geschichte Großbritanniens wohl anders verlaufen.

06.12.2023

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