Im Gegensatz zu den Schimpansen zeigte sich bei den Menschen die typische altersbedingte Abnahme des Volumens in allen Hirnstrukturen. Der Rückgang beginnt etwa in einem Alter von 50 Jahren ? dem Alter also, in dem ein Schimpansen-Leben üblicherweise schon endet. Der Mensch hat dagegen seine typische Lebenserwartung bei Weitem noch nicht erreicht. Daraus schließen die Forscher, dass das Schrumpfen des Gehirns beim menschlichen Alterungsprozess das Ergebnis seiner längeren Lebensdauer ist.
Ab etwa 50 Jahren unterschreitet die Vitalität der Nerven offenbar einen kritischen Wert: Der Anhäufung von schädlichen Stoffwechselprodukten und dem generellen Rückgang der zellulären Leistungskraft fallen zunehmend Neuronen zum Opfer. Tote Nerven können jedoch nicht ersetzt werden, und so schrumpft das Volumen der Hirnstrukturen stetig. Bei der vergleichsweise kurzen Lebenspanne des Schimpansen kommt dieser Effekt dagegen nicht zum Tragen: Die Lebens-Uhr der Affen tickt zwar deutlich schneller, von den damit verbundenen Alterungsprozessen sind bei ihnen aber die Nervenzellen offenbar nicht betroffen, sagen die Wissenschaftler.
Der Mensch hat im Laufe seiner Evolution seine maximale Lebensdauer stark ausgedehnt. Sie reicht bei Frauen weit über das gebärfähige Alter hinaus, was im Tierreich äußerst ungewöhnlich ist. Experten vermuten, dass ältere Individuen einer Gruppe wichtige Überlebensvorteile bieten konnten: Sie gaben Techniken und Strategien an jüngere weiter, und die Gemeinschaft konnte insgesamt von den Erfahrungen der älteren Generation profitieren. Dafür reiche auch die Leistung eines schrumpfenden Gehirns im Rahmen eines normalen Alterungsprozesses problemlos aus. Ist die nervliche Degeneration dagegen krankhaft beschleunigt, kommt es zu Demenz oder anderen neurodgenerativen Erkrankungen. ?Der Preis des langen Lebens ist offenbar die Neigung des Menschen zu Störungen wie beispielsweise Alzheimer?, resümiert Chet Sherwood.