In dieser Grabstätte entdeckten die Wissenschaftler auch die elf Zahnkronen mit Bohrlöchern, die von insgesamt neun Erwachsenen stammen. Bei Untersuchungen der nur millimetergroßen Löcher mit Licht- und Elektronenmikroskopen fanden die Forscher konzentrische Rillen auf der Zahnoberfläche, die von dem Bohrgerät zurückgelassen worden waren. In mindestens einem Fall waren die Wände des Bohrlochs mit Werkzeugen behandelt worden. Alle behandelten Zahnoberflächen waren durch Kauen wieder abgenutzt und geglättet worden. Das zeigt, dass die Eingriffe an lebenden Personen vorgenommen wurden, erklären die Wissenschaftler.
Die Wissenschaftler vermuten, dass für die steinzeitlichen Zahnbehandlungen ein Steinbohrer verwendet wurde. Bohrköpfe aus Feuerstein wurden in Mehrgarh schon häufiger gefunden, meist zwischen Perlen aus Knochen, Speckstein, Türkis oder Lapislazuli. Die Techniken, die ursprünglich von Kunsthandwerkern zur Perlenproduktion entwickelt worden waren, könnten also auch bei Zahnbehandlungen erfolgreich gewesen sein, erklären die Forscher.
Der Grund der Zahnbehandlungen kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, berichten die Wissenschaftler. Vier der untersuchten Zähne zeigten Zeichen von Fäulnis in der Gegend des Bohrlochs, was darauf hindeutet, dass der Eingriff einen therapeutischen Zweck hatte. Einen ästhetischen Grund schließen die Forscher aus, da nur weit hinten im Kiefer sitzende Backenzähne behandelt worden waren.