Schon immer haben sich Weinbergschnecken im wilden Garten von Ingrid Biermann und Christoph Hölscher ziemlich wohl gefühlt. Aber dass sie sich nun gar nicht mehr zurückhalten können … „Die beiden habe ich in flagranti auf der Gartentreppe erwischt“, erzählt Christoph Hölscher und lacht. Ein seltener Moment, selbst in so einem Schneckenparadies. Hölscher, pensionierter Ergotherapeut, zückte schnell sein Handy und schoss ein Foto. „Gar nicht so einfach. Ich wusste ja nicht, wie lange die sich noch begegnen.“ Wegen des wilden Liebesspiels wurden die Schnecken etwas unscharf – doch hier gewinnt der schnelle Schuss im richtigen Moment.
Weinbergschnecken sind Zwitter. Sie produzieren sowohl Spermien als auch Eizellen. Zu Beginn des Geschlechtsaktes kriechen die Schnecken Fuß an Fuß und stimulieren sich mit etwa ein Zentimeter langen Kalkspitzen – sogenannten Liebespfeilen. Beide Schnecken legen wenige Wochen später Eier.
Weinbergschnecken sind tag- und nachtaktiv, meiden jedoch pralle Sonne. Sie ernähren sich von welkenden Pflanzenresten und können ein hohes Alter erreichen: Im Labor sind Weinbergschnecken schon über 30 Jahre alt geworden. Ausgewachsen können sie bis zu zehn Zentimeter lang werden. Das Gehäuse besteht aus Kalk und ist meist nach rechts gewunden. Die seltenen Schnecken mit linksgewundenen Gehäusen nennt man „Schneckenkönig“.
Dieses Foto wurde in der Ausgabe natur 10/21 veröffentlicht.