Für ein gutes Foto braucht es nicht nur Können, sondern auch Glück. Und Inge Graf aus Gladbeck war zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Beim Spaziergang durch die Feldmark direkt neben ihrem Wohnhaus entdeckten die Rentnerin und ihr Partner einen Turmfalken, der offenbar beschäftigt auf einem Pfahl saß. „Als er in den Baumwipfel flog, haben wir gesehen, dass er sich gerade Frühstück gefangen hatte“, erzählt Graf. Schnell platzierte sich Graf unterhalb der Krone und schoss ein paar Fotos ins Blaue hinein – zum Glück. Denn kurz darauf musste der Turmfalke seine Mahlzeit unterbrechen. „Zwei Krähen kamen angeflogen und bedrängten ihn, da ist er geflohen.“
Der Turmfalke gehört nach dem Mäusebussard zu den häufigsten Greifvögeln in Mitteleuropa. Der Landesbund für Vogelschutz Bayern gibt den Bestand in Deutschland mit 42 000 bis 68 000 Brutpaaren an. Er bevorzugt Landschaften, in denen sich Felder mit Wäldern abwechseln. Bei der Jagd stoppt er zeitweise in der Luft und verharrt bei schnellem Flügelschlag, um die Beute zu fixieren. Dieses sogenannte „Rütteln“ gibt dem Turmfalken den Beinamen „Rüttelfalke“.
Wer einen Turmfalken erspäht, kann sein Geschlecht leicht zuordnen: Während das Rücken- und Kopfgefieder der Weibchen einheitlich rotbraun gefärbt ist, ist der Kopf der Männchen grau. Und auch die Abgrenzung zum Mäusebussard sollte leicht fallen: Mit etwa 35 Zentimetern Größe und einer Flügelspannweite von 75 Zentimetern ist der Turmfalke um einiges kleiner.
Dieses Foto wurde in der Ausgabe natur 6/21 veröffentlicht.