Amerikanische Wissenschaftler haben totes Knochenmaterial mithilfe von Gentechnik wieder zum Leben erweckt. Dazu brachten sie zwei Gene in Viren ein und trugen diese anschließend auf totes Knochenmaterial auf. In Mäuse implantiert entwickelte das mit dem Virus bedeckte Knochenmaterial neue Blutgefäße. Außerdem waren die Knochen wieder in der Lage, Kalzium zu speichern. Das Forscherteam um den Immunologen Edward Schwarz von der Universität in Rochester präsentierte seine Ergebnisse beim Jahrestreffen der Forschungsgesellschaft für Orthopädie in Washington. Ferner veröffentlichen die Wissenschaftler sie nächsten Monat in der Fachzeitschrift Nature Medicine.
Knochenkrebs und verschiedene Verletzungen von Knochen behandelt der Arzt, indem er das betroffene Gewebe durch Knochenmaterial ersetzt, das er zuvor Toten entnommen hat. Totes Knochengewebe kann sich im Gegensatz zu lebenden
Knochen nicht ständig regenerieren. Es bildet Narbengewebe aus, das den Knochen von der Blutzufuhr anschneidet. Außerdem ist es nicht in der Lage, Kalzium zu speichern. Ein implantierter toter Knochen bildet mit der Zeit immer mehr winzige Frakturen, bis er schließlich bricht. Der Patient muss dann erneut operiert werden. Im schlimmsten Fall entfernt der Arzt den Knochen.
Die beiden Gene, die das Team um Schwarz in das Virus einbrachte, sind im gesunden Gewebe an der Bildung von Blutgefäßen und an der Speicherung von Kalzium beteiligt. Sie sind in der Nähe von lebendem Knochenmaterial aktiv. Bei abgestorbenen Knochen zeigen sie keine Aktivität. Die genveränderten Viren können nun die eingepflanzten, toten Knochen über deren gesamte Länge und Breite wieder revitalisieren. Die Arbeit von Schwarz und seinen Kollegen könnte die Behandlung von Knochenkrebs revolutionieren, kommentiert ein Experte die Entwicklung.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf