Schlechte Nachrichten für Frösche, Lurche und Co: Fast 41 Prozent aller bekannten Amphibienarten weltweit sind vom Aussterben bedroht, am stärksten die Salamander. Das stellten Forschende fest, die den aktuellen Bedrohungsstatus der Amphibien aufs Neue untersucht haben. Als Hauptursache für den drohenden Artenschwund nennen sie die Zerstörung und Verschlechterung der Lebensräume für die Amphibien. Aber auch der Klimawandel spielt eine zunehmende Rolle für den Amphibienrückgang – er hat die Pilzkrankheiten inzwischen als Ursache überholt, erklären die Forschenden.
Das Artensterben ist ein weltweites ökologisches Problem, das rasant voranschreitet. Immer mehr einst häufig vorkommende Tier- und Pflanzenarten kämpfen heute ums Überleben. Unter den Wirbeltieren am stärksten gefährdet ist die Vielfalt der Amphibien, wie bereits eine umfangreiche Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2004 eindrücklich zeigte. Der Amphibienschwund ging demnach vor allem auf den Lebensraumverlust, aber auch auf Seuchen zurück, die sich über den Handel mit Amphibien verbreiteten. Besonders Salamander, aber auch Frösche, Kröten und Molche sind durch die tödlichen Krankheiten gefährdet, die seit den 1980er Jahren durch den Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) und seit gut zehn Jahren durch den Salamanderfresser-Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans) verursacht werden.
Nun ist eine neue Studie zur Artenvielfalt der Amphibien erschienen. Sie wurde von der Weltnaturschutzunion (IUCN) in Auftrag gegeben, die seit 1963 die internationale Rote Liste gefährdeter Tiere herausgibt. Die über 100 daran beteiligten Wissenschaftler untersuchten und bewerteten in dem Report den aktuellen globalen Gefährdungsstatus im Jahr 2022 und die Gefährdungsursachen von insgesamt 8011 Amphibienarten. Diese Bewertung ergänzt den Wissensstand der ersten globalen Amphibienbewertung von 2004: Sie erfasst 2286 weitere Arten und zeigt die Veränderungen der letzten Jahre auf.
Wie stark sind die Amphibien gefährdet?
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass inzwischen zwei von fünf aller Amphibienarten (rund 41 Prozent) vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet sind. Zum Vergleich: Bei Säugetieren sind es 27 Prozent, bei Reptilien 21 Prozent und bei Vögeln 13 Prozent. Bei Salamandern sind es sogar drei von fünf Arten. Sie sind damit die am stärksten bedrohte Gruppe innerhalb der Amphibien, gefolgt von den Molchen. Seit 2004 haben zudem verschiedene Faktoren dazu geführt, dass nun mehr als 300 Amphibien noch stärker vom Aussterben bedroht sind als bei der ersten Erhebung.
Die meisten bedrohten Arten leben laut der neuen Studie auf den karibischen Inseln, in Mesoamerika, in den tropischen Anden, in Westkamerun und Ostnigeria, auf Madagaskar, in den westlichen Ghats in Indien und auf Sri Lanka. Seit 2004 nachweislich ausgestorben sind vier Arten: die Chiriquí-Harlekin-Kröte aus Costa Rica, der Spitzschnauzen-Tagfrosch aus Australien, die Froschart Craugastor myllomyllon und der Falsche Jalpa-Bachsalamander aus Guatemala. Insgesamt gelten damit nun 37 Amphibienarten als ausgestorben. Die Bewertung ergab jedoch auch, dass 120 Arten ihren Status auf der Roten Liste seit 1980 verbessert haben, weil ihr Lebensraum geschützt wurde.
Welche Ursachen hat der Amphibienrückgang?
Seit dem ersten Bericht wurden Krankheiten als eine der Hauptbedrohungen für die meisten Amphibien durch den Klimawandel abgelöst: Für 39 Prozent der seit 2004 stärker bedrohten Arten ist der Klimawandel die Hauptbedrohung, heißt es in dem neuen Report. Amphibien reagieren demnach sehr empfindlich auf Veränderungen in ihrer Umwelt. „Sie können sich nicht weit bewegen, um der durch den Klimawandel verursachten Zunahme von Extremwetterereignissen oder ausbleibendem Regen zu entkommen“, sagt Erstautorin Jennifer Luedtke von der IUCN.
Nach wie vor die stärkste Bedrohung für Amphibien sei jedoch der Mensch, der ihre Lebensräume zerstört und umwandelt – vor allem durch die Landwirtschaft, die Infrastrukturentwicklung und andere Industriezweige, die die Umwelt verschmutzen. Dies betrifft laut der Studie 93 Prozent aller bedrohten Amphibienarten weltweit, auch die Salamander, und 37 Prozent der seit 2004 stärker bedrohten Arten. Diese Bedrohungsursachen würden durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verschärft. „Der fortschreitende Klimawandel wird in Zukunft wohl immer stärker zur Gefährdung der Biodiversität beitragen. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die andauernde Lebensraumzerstörung noch immer bei weitem die größte Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt“, betont Koautor Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München.
Wie kann man Amphibien schützen?
Amphibien sind für das ökologische Gleichgewicht essenziell und spielen auch eine wichtige Rolle in der Medizin und der Schädlingsbekämpfung. Zudem ist ihre Entwicklung eine Warnung vor Umweltveränderungen, die auch uns Menschen betreffen. Bereits seit der ersten Amphibienbewertung 2004 stehen daher viele bedrohte Arten und ihr Lebensraum unter Schutz. Die Autorinnen und Autoren der neuen Studie mahnen jedoch zu weiterem Handeln. Für den Schutz der Amphibienvielfalt werde es besonders wichtig sein, ihre Lebensräume zu erhalten und Korridore zwischen diesen zu schaffen, über die sich die Tiere ausbreiten können.
„Der Schutz und die Wiederherstellung der Wälder ist zudem nicht nur für den Schutz der biologischen Vielfalt, sondern auch für die Bekämpfung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung“, sagt Luedtke. Die Forschenden hoffen, dass Naturschützer und Politiker ihre gesammelten Informationen nutzen, um den globalen Schutz der Amphibien zu verbessern – unter anderem indem sie zusätzliche Ressourcen für Schutzmaßnahmen akquirieren, um den negativen Trend für Amphibien umzukehren.
Quellen: Jennifer Luedtke (IUCN) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-023-06578-4