Das Licht von LED-Bildschirmen macht wach und könnte daher den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen beeinflussen. Das zeigt eine Untersuchung eines deutsch-schweizerischen Forscherteams. Testpersonen reagierten dabei vor Computern mit LED-Bildschirmen deutlich aufmerksamer als Vergleichsprobanden vor Monitoren mit konventioneller Beleuchtung. Dieser Effekt sei auf die Wellenlänge des Lichts zurückzuführen, sagen die Wissenschaftler. Das Licht der LED-Bildschirme ähnelt dem Tageslicht und senke dadurch den Spiegel des Schlafhormons Melatonin im Körper. Der anregende Effekt könne sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, erklären die Forscher: Für konzentrierte Computerarbeit sei er förderlich. Wer dagegen abends den Bildschirm ausschalte, um direkt ins Bett zu gehen, könnte möglicherweise Schlafprobleme bekommen. Sie schlagen deshalb vor, Computerbildschirme herzustellen, deren Wellenlängenprofil individuell einstellbar ist. Über die Studie berichten Christian Cajochen von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und seine Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart.
Immer mehr Menschen verbringen Zeit vor Bildschirmen, die mit LED (Light Emitting Diodes)-Technik ausgestattet sind, denn nicht nur Computer-, sondern auch Fernseh-Bildschirme nutzen zunehmend dieses System. Die Leuchtdioden geben dabei viel Licht im Frequenzbereich von 464 Nanometern ab, bei herkömmlichen Röhren-Bildschirmen ist das nicht der Fall. Es ist bereits bekannt, dass Licht in diesem bläulichen Wellenlängenbereich den Spiegel des Schlafhormons Melatonin senkt. Dieser Botenstoff steuert die biologische Uhr des Menschen und damit seinen Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend mit.
Auch in der Studie des Teams zeigte sich dieser wachmachende Effekt des LED-Lichts: Den Ergebnissen zufolge hatten Versuchspersonen, die abends fünf Stunden vor LED-Bildschirmen verbracht hatten, eine um bis zu 20 Prozent schnellere Reaktionszeit als Probanden, die vor konventionell beleuchteten Computerbildschirmen saßen. Sie waren subjektiv und objektiv wacher und wiesen in einem Wortpaarlerntest auch die besseren Resultate auf. Bluttests zeigten darüber hinaus, dass bei ihnen das Schlafhormon Melatonin auch tatsächlich in geringerer Konzentration vorlag.
“Zukünftige Studien müssen jetzt zeigen, ob der Schlafrhythmus durch die Nutzung von LED-Bildschirmen beeinträchtigt wird”, sagt Christian Cajochen. Falls das der Fall sei, gäbe es auch technische Lösungen: Die Dioden seien nicht zwangsläufig an den bläulichen Frequenzbereich gebunden. So sei es also möglich, Bildschirme zu entwickeln, die sich in ihrer Strahlungsfrequenz dem Tagesverlauf anpassen oder individuell einstellbar sind.
Christian Cajochen (Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel) et al. : Journal of Applied Physiology, doi: 10.1152/japplphysiol.00165.2011 dapd/wissenschaft.de –
Martin Vieweg