Vier Wochen später stellten sich bei der Patientin Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit mit Erbrechen sowie Benommenheit ein. Sie konnte nur noch schwankend gehen, wie Richard A. Martinello und Elisabeth Cooney von der Yale University School of Medicine in New Haven, im US-Bundesstaat Connecticut berichten.
Die Diagnose mit einem bildgebenden Verfahren zeigte, dass sich bei der Frau ein Hirnabszess gebildet hatte. In der abgeleiteten Abszess-Flüssigkeit fanden die Ärzte typische Mundbakterien, wie zum Beispiel bestimmte Streptokokken. Vor allem aus dem diagnostizierten Bakterienspektrum folgern die Wissenschaftler, dass das Zungen-Piercing mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache für den Hirnabszess gewesen sein muss. Nach sechswöchiger Antibiotika-Therapie erholte sich die Patientin wieder vollständig.
Andere Forscher berichten über Abszesse im Brustraum und Infektionen des Herzmuskels nach einem Piercing. Martinello und Cooney gehen davon aus, dass die Anzahl der Infektionen mit der steigenden Zahl von Piercing-Begeisterten wachsen wird. Die Wissenschaftler raten dringend dazu, beim Auftreten von Krankheitssymptomen nach erfolgtem Piercing einen Arzt aufzusuchen.