Wer es im weiten Feld der Politik zu etwas bringen will, muss nicht nur darauf achten, nicht über Spenden zu stolpern. Er oder sie sollte sich auch damit beschäftigen, wie welche Spenden am besten wirken. Deutsche Max-Planck-Forscher wollten, wie “New Scientist” jetzt berichtet, herausfinden, was den Menschen zu menschenfreundlichem Verhalten veranlasst und untersuchte hierzu in einem Experiment das Verhalten von Spendern und Empfängern. Ihre Erkenntnis ist, dass wohltätige Spenden zugunsten notleidender Dritter das soziale Prestige im eigenen Umkreis fördern. Wer jedoch finanziell dazu gewinnen will, muss im eigenen Umkreis spenden und sich dabei nicht zuallererst an der Bedürftigkeit ausrichten. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in den “Proceedings of the Royal Society B” veröffentlicht.
In einem Spielexperiment über mehrere Runden mit jeweils sieben Studenten erkundeten Manfred Milinski, Evolutionsökologe am
Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön, und seine Kollegen, wie sich der finanzielle Zuwachs oder das Vertrauen erhöhten, je nachdem, wie man spendete. Die Studenten erhielten am Anfang jede/r 35 Mark. In mehreren Spielrunden ging es dann darum, von diesem Geld etwas zu spenden, und zwar entweder einem Mitspieler oder der UNICEF. Dabei war es ausdrücklich erlaubt, über die eigene Spendenpraxis zu reden. Nicht erlaubt hingegen war es, demjenigen zu spenden, von dem man in der Runde zuvor selbst eine Spende erhalten hatte. Am Ende jeder Spielrunde sollten alle Mitspieler jemanden aus ihrer Mitte zum Repräsentanten eines Studentenrates wählen.
Dabei zeigte sich, dass diejenigen, die am meisten für UNICEF gespendet hatten, zwar nicht reicher geworden waren (weil ihnen von anderen kaum etwas gespendet wurde), aber größere Wahlerfolge verbuchen konnten. “Das legt die Vermutung nahe, dass Wohltätigkeit einen größeren sozialen Gewinn mit sich bringt”, erklärt Milinski. “Die Wohltätigkeitsspende drückt aus, dass Leute dem Spender vertrauen können. Vielleicht profitiert auch in der Zukunft der Spender davon , dass man ihm vertraut hat.”
Es gibt auch Untersuchungen darüber, wie Spender selbst ihre Motivation sehen. “New Scientist” zitiert die Umfrage der britischen “Charities Aid Foundation” (CAF). Dieser Umfrage zufolge nannten viele Menschen als Hauptmotiv “die warme Glut des Gebens”. Doch Catherine Walker, eine Vertreterin der CAF, vermutet, dass wohl kaum jemand zugeben würde, aus egoistischen Motiven heraus zu spenden.
Doris Marszk