Wie Insekten hören, weiß Bernhard Ronacher vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin: “Viele Insekten besitzen durchaus Ohren, allerdings können sie bei den verschiedenen Arten an ganz unterschiedlichen Körperstellen sitzen – vom Kopf über die Beine bis hin zum Hinterleib”, sagt der Insekten-Experte. “Gerade Insektenarten, die selber Töne erzeugen, wie beispielsweise Zikaden oder Grillen, müssen natürlich auch in der Lage sein, diese Laute wahrzunehmen”, erklärt Ronacher.
Lauschen mit Beinen, Bäuchen und Antennen
Doch an den Köpfen dieser “lautstarken” Insekten sucht man die Ohren vergeblich: Zikaden tragen ihre Hörorgane beispielsweise am Hinterleib und Grillen haben ihre Ohren an den Vorderbeinen. “Es gibt eine enorme Bandbreite, wo sich die Hörorgane bei den verschiedenen Insektenarten befinden”, betont Ronacher. “Gottesanbeterinnen besitzen beispielsweise ein Ohr mitten auf dem Bauch und Mücken hören über ihre Antennen”.
Insekten haben auch unterschiedliche Konzepte entwickelt, wie sie Schall wahrnehmen, erklärt der Biologe: Heuschrecken, Grillen oder Zikaden besitzen eine Art Trommelfell-System, ähnlich dem im Ohr des Menschen. Bei einigen anderen Insekten nehmen dagegen spezielle Organe an den Antennen den Schall wahr. So können beispielsweise Mückenmännchen das Summen ihrer Weibchen hören und sie dadurch ausfindig machen.
Kommunikation und Schutz
In vielen Fällen dienen Lautäußerungen und das entsprechende Hörsystem von Insekten der innerartlichen Kommunikation: Reviere werden durch Geräusche akustisch abgesteckt und Partner angelockt. Das vermeidet auch Missverständnisse, sagt Ronacher: “Manche Heuschreckenarten sind sich beispielsweise sehr ähnlich, unterscheiden sich aber in ihren Lauten. So vermeiden sie, Verehrer der falschen Art anzulocken”.
Der Hörsinn kann Insekten allerdings auch konkret das Überleben sichern: Beispielsweise hören einige Nachtinsekten die Ultraschalllaute, die Fledermäuse bei der Jagd zur Ortung ihrer Beute einsetzen. “Nachtfalter können diese Frequenzen mit ihren Antennen wahrnehmen und lassen sich dann fallen oder weichen aus”, sagt Ronacher. Dieses auf dem Hören basierende Konzept zahlt sich ihm zufolge auch nachweislich aus: Studien haben gezeigt, dass taube Nachtfalter, deutlich schlechtere Chancen haben, unbeschadet durch die Dunkelheit zu kommen.
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