Zoologen haben auf Sumatra das kleinste bisher bekannte Wirbeltier der Welt entdeckt: einen Fisch aus der Ordnung der Karpfenartigen. Die Weibchen des in moorigen Tümpeln lebenden Mini-Fisches werden nur 7,9 Millimeter groß und sind damit einige Zehntel Millimeter kleiner als der bisherige Rekordhalter, der Korallenfisch Schindleria brevipinguis.
Der von seinen Entdeckern um Maurice Kottelat von der
National University in Singapur Paedocypris progenetica getaufte Winzling zeigt wie viele extrem kleine Fische einige Eigenschaften, die ihn eher als eine Larve denn als ausgewachsenes Tier erscheinen lassen. So ist der Fisch teilweise durchsichtig und sein Kopf hat keinen geschlossenen Schädelknochen, weshalb das Gehirn teilweise ungeschützt ist. Auffällig war für die Forscher jedoch die besonders aufwändig ausgebildete Beckenflosse des Männchens. Mit dieser Flosse kann der Fisch bei der Paarung das Weibchen festhalten, vermuten die Forscher, oder er verwendet sie, um bei der Pflege des Laichs in Position zu bleiben.
Seine geringe Größe bringt dem Fisch in seinem Lebensraum, den Torfsümpfen Südostasiens, einen Überlebensvorteil. So kann er beispielsweise auch in kleinen Pfützen längere Trockenzeiten gut überstehen. Der Winzling gehört nicht nur einer neuen Art an, sondern auch der bisher unbekannten Fischgattung Paedocypris. Eine zweite, um wenige Millimeter größere Art haben die Forscher ebenfalls bei ihren Untersuchungen entdeckt. Trotz ihrer Winzigkeit gehören die Fische der Ordnung der Karpfenartigen an. Wie genau sie mit den um ein Vielfaches größeren Karpfen verwandt sind, müssten erst weitere Studien zeigen.
Maurice Kottelat (Universität Singapur) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2005.3419 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald