Damit wichtige Bestäuberinsekten wie die Wildbienen in unserer Agrarlandschaft überleben, sollte diese ihnen genügend Nahrung und einen passenden Lebensraum bieten. Eine Studie enthüllt nun, dass für die Insekten dabei offenbar kleine Feldgrößen wichtiger sind als eine große Vielfalt der angebauten Nutzpflanzen. Denn je kleiner die Äcker, desto mehr Hecken, Randstreifen und andere für sie geeignete Lebensräume finden sie.
Viele unserer Nutzpflanzen, darunter Erdbeeren, Kirschen und Raps, sind auf bestäubende Insekten angewiesen. Erst wenn Bienen, Hummeln und Co ihre Blüten besuchen, sorgen sie für die Befruchtung und ermöglichen so die Entwicklung und das Wachstum der Früchte. Unter anderem deswegen bereitet der drastische Rückgang fliegender Insekten in Deutschland, aber auch anderswo so viel Sorge. Noch sind die Ursachen für diesen Insektenschwund nicht eindeutig geklärt, Forscher vermuten aber, dass die Intensivierung der Landwirtschaft und die damit verknüpfte Zunahme von Monokulturen und der Pestizidnutzung eine wichtige Rolle dafür spielen.
Wie kann man den Wildbienen helfen?
Doch wie lässt sich die Agrarlandschaft so umgestalten, dass sich beispielsweise Wildbienen – eine der wichtigsten Gruppen von Bestäuberinsekten – wieder wohler fühlen? Das haben nun Annika Hass von der Universität Göttingen und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie verfolgten sie die Häufigkeit von Wildbienen in 229 verschiedenen Agrarlandschaften in vier großen Anbaugebieten Westeuropas.
Ihre Hauptfrage war dabei, welchen Einfluss die Vielfalt der angebauten Pflanzen und die Feldgröße haben. “Wir haben untersucht, ob eine höhere Heterogenität der Anbauflächen durch kleinere Felder und mehr verschiedene Feldfrüchte einen positiven Effekt hat”, erklärt Hass. Ihre Vermutung: Weil gerade Wildbienen auf Lebensräume wie Hecken und Magerrasen angewiesen sind, könnte eine größere Vielfalt der Landschaft ihnen helfen.
Kleinere Felder wichtiger als Vielfalt
Zumindest in einem Punkt wurde die Vermutungen der Forscher bestätigt: In Anbauregionen, in denen die Felder kleiner sind und es daher mehr Randstreifen, Hecken und Feldränder gibt, tummeln sich auch mehr Wildbienen. “Kleinere Felder führen zu mehr Feldrändern. Diese sind wichtig, da sie den Bestäubern Nistplätze und Blütenangebot bieten und auch zur Orientierung dienen können, so dass sie geeignete Lebensräume besser finden”, erklärt Hass.
Überraschend hingegen: In Agrarlandschaften, in denen es zwar größere Felder, aber dafür eine große Vielfalt an Anbaukulturen gab, gingen die Wildbienen sogar zurück. Die bloße Vielfalt allein scheint demnach den Bienen nicht beim Überleben zu helfen. Ein möglicher Grund dafür: “Beim Anbau vieler unterschiedlicher Pflanzen spielt die Auswahl der Kulturen eine große Rolle“, sagt Hass’ Kollegin Teja Tscharntke. “Ein höherer Anteil von besonders intensiv bewirtschafteten Kulturen kann sich negativ auf Bestäuber auswirken.”
Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass Wildbienen und andere Bestäuber vor allem von kleinräumigen Agrarlandschaften mit vielen Feldrändern und Hecken profitieren. “Künftige Agrarumwelt-Maßnahmen sollten daher zum Ziel haben, den gegenwärtigen Trend zu immer größeren Feldern zu stoppen und sogar umzukehren”, so die Forscher. “Zudem sollte der Anteil der Anbautypen und Pflanzen verringert werden, die ein besonders intensives Management benötigen.”
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen, Fachartikel: Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2017.2242