Genau wie wir Menschen begrüßen sich auch Elefanten, wenn sie einander treffen. Ihre verschiedenen Begrüßungsrituale sind dabei deutlich komplexer und ausgefeilter als bislang angenommen, wie Biologen jetzt in Simbabwe beobachtet haben. Demnach passen die Dickhäuter die Art ihrer Begrüßung beispielsweise daran an, ob ihr Gegenüber sie gerade direkt ansieht oder nicht.
Elefanten sind intelligente und hochsoziale Tiere. Sie gehen enge Beziehungen mit anderen Herdenmitgliedern ein, trauern um tote Artgenossen und wurden sogar schon dabei beobachtet, wie sie sich scheinbar gegenseitig trösten. Es verwundert daher nicht, dass die Dickhäuter ihre Vertrauten genau wie wir innig grüßen, wenn sie ihnen über den Weg laufen. Zu diesen Begrüßungen zählen bestimmte Gesten wie Ohrenwackeln ebenso wie verschiedene Laute.
Moin Moin unter Dickhäutern
Doch wie ein Elefant einen anderen begrüßt, hat offenbar deutlich mehr System als erwartet, wie Biologen um Vesta Eleuteri von der Universität Wien nun herausgefunden haben. Um mehr über die Feinheiten des Dickhäuter-„Moin Moins“ zu lernen, beobachtete das Team in einem Reservat in Simbabwe neun Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) bei insgesamt 89 verschiedenen Begrüßungen. Dabei dokumentierten Eleuteri und ihre Kollegen jeweils genau, welche Gesten und Laute zum Einsatz kamen. Insgesamt konnten sie so rund 1.300 Begrüßungsverhaltensweisen festhalten, von denen die meisten aus körperlichen Handlungen wie Ohrenwackeln und Schwanzheben bestanden.
Am häufigsten begrüßten sich die Elefanten, indem sie ihre Ohren seitlich am Kopf anlegten und dabei ein tiefes Grollen von sich gaben, wie das Team berichtet. Gleichzeitig spielte offenbar auch der Geruch eine wichtige Rolle: Bei 71 Prozent der Begrüßungen konnten Eleuteri und ihre Kollegen beobachten, wie mindestens eines der Tiere urinierte, kotete oder ein Sekret aus seiner Schläfendrüse absonderte. Die in den Ausscheidungen enthaltenen Pheromone übermitteln dem Gegenüber wahrscheinlich zusätzliche Informationen, so die Vermutung des Teams. Ohrenwackeln und Schwanzwedeln könnten den Elefanten wiederum dabei helfen, ihre Geruchsbotschaften zuverlässig zu überbringen.
Blickkontakt als wichtiger Faktor
Verblüffend auch: Wie sich zwei Elefanten begrüßen, hängt offenbar damit zusammen, ob sie gerade Blickkontakt haben oder nicht. „Wenn ihr Partner sie beobachtet, strecken oder schwingen Elefanten den Rüssel oder strecken auch die Ohren ab. Gibt es hingegen keinen Blickkontakt, berühren sie den anderen oder benutzen Gesten, die Geräusche produzieren – etwa klappen sie die Ohren ein und erzeugen so ein Klatschen“, erklärt Eleuteri. „Unsere Beobachtungen deuten also darauf hin, dass die Elefanten in ihrer Kommunikation berücksichtigen können, ob es Blickkontakt mit dem begrüßten Elefanten gibt oder nicht.“
Damit verhalten sich Elefanten ähnlich wie wir Menschen und auch ähnlich wie andere intelligente, soziale Tiere. Unter anderem konnten bisher bereits bei Schimpansen und anderen Affen vergleichbare Verhaltensweisen nachgewiesen werden. Auch sie richten die Art ihrer Kommunikation danach aus, ob sie gerade von ihrem Gegenüber beobachtet werden oder nicht.
Quelle: Universität Wien; Fachartikel: Communications Biology, 2024; doi: 10.1038/s42003-024-06133-5