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Wie Schimpansen plaudern

Verhaltensforschung

Wie Schimpansen plaudern
Schimpansen
Schimpansen kommunizieren in menschenähnlichen Mustern. © Catherine Hobaiter /CC-by-sa 4.0

Wenn wir uns unterhalten, dann wechseln wir uns in der Regel sehr schnell mit dem Reden ab oder fallen uns sogar gegenseitig ins Wort. Bei Schimpansen ist das ähnlich, wie Verhaltensbiologen nun herausgefunden haben. Demnach wechseln sie sich beim Austausch von Gesten genauso schnell ab wie wir Menschen uns beim Austausch von Worten. Und es gibt noch eine weitere unerwartete Gemeinsamkeit, die Schimpansenplaudereien mit menschlichen Gesprächen teilen.

Menschliche Gespräche verlaufen selten linear im Sinne von Person A spricht zwei Minuten lang, dann hält Person B einen Monolog. Vielmehr wechseln wir uns sehr schnell mit dem Sprechen ab, reagieren auf das Gesagte des anderen und fallen uns mitunter auch mal ins Wort. Solche schnellen Wendungen mit durchschnittlich nur 200 Millisekunden Pause dazwischen sind über alle menschlichen Sprachen hinweg zu beobachten.

Schimpansen wechseln so schnell wie wir

Doch nur weil das wilde Hin und Her in Gesprächen typisch menschlich erscheint, muss es trotzdem nicht allein uns Menschen vorbehalten sein. Forschende um Gal Badihi von der schottischen University of St Andrews haben daher nun erstmals untersucht, ob auch Schimpansen – unsere nächsten Verwandten – in ähnlichen Mustern kommunizieren. Dafür sammelten sie Daten über die „Gespräche“ von fünf wildlebenden Schimpansengruppen aus Ostafrika. Statt mit Worten kommunizieren die Tiere vor allem mit Gesten. Insgesamt konnte das Team über 8.500 verschiedene Gesten von 252 Individuen erfassen und in diesem Datenschatz dann auf Mustersuche gehen.

Das Ergebnis: In 14 Prozent der aufgezeichneten Interaktionen tauschten die Schimpansen ausschließlich Gesten aus. Meist bestand ein solcher Austausch nur aus einer Geste pro Gesprächsseite, zum Beispiel wenn ein Gruppenmitglied ein anderes zu einer bestimmten Handlung aufforderte und dieses dann auf die Forderung reagierte. In einigen Fällen bestand der Gestenaustausch aber auch aus bis zu sieben Wendungen – und diese liefen mit durchschnittlich 120 Millisekunden langen Pausen dazwischen ähnlich schnell ab wie bei uns Menschen. „Die Ähnlichkeiten zu menschlichen Gesprächen bestärken die Beschreibung dieser Interaktionen als echten gestischen Austausch, bei dem die Gesten, die als Antwort produziert werden, von denen der vorherigen Runde abhängen“, erklären Badihi und ihre Kollegen.

Es gibt langsame und schnelle Sprecher

Und noch eine Gemeinsamkeit teilen die gesprächigen Schimpansen mit uns Menschen: Die verschiedenen Gemeinschaften dieser Menschenaffen brauchten unterschiedlich lange, um auf das Gesagte des Gegenübers zu reagieren. „Bei den Menschen sind es die Dänen, die ‚langsamer‘ antworten, und bei den östlichen Schimpansen ist es die Sonso-Gemeinschaft in Uganda“, berichtet Seniorautorin Catherine Hobaiter von der University of St Andrews. „Faszinierenderweise scheinen die Schimpansen sowohl unser universelles Timing als auch subtile kulturelle Unterschiede zu teilen.“ Das wiederum deutet daraufhin, dass die menschliche Sprache längst nicht so einzigartig sein könnte, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

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Ob Mensch und Schimpanse allerdings nur deshalb ähnlich kommunizieren, weil sie so eng miteinander verwandt sind, oder ob es sich bei dem Schnellfeuer unter den Gesprächsteilnehmern vielmehr um eine Art Grundprinzip der Kommunikation handelt, ist noch unklar. „Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir die Kommunikation bei entfernter verwandten Arten erforschen – damit wir herausfinden können, ob es sich dabei um ein Merkmal der Affen handelt oder um eines, das wir mit anderen sehr sozialen Arten wie Elefanten oder Raben teilen“, erklärt Hobaiter.

Quelle: Gal Badihi (University of St Andrews) et al., Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.06.009 

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