Winkerkrabben nutzen die regelmäßige Häutung, um überschüssiges Blei aus ihrem Körper zu entfernen. Das zeigen Vergleiche zwischen Tieren aus verschmutzten und relativ sauberen Meeresregionen. In den stärker belasteten Gebieten lagerten die Krabben das giftige Schwermetall in ihren Panzer ein, bevor sie ihn abstießen. Bei relativ sauberem Wasser nahmen sie kurz vor der Häutung dagegen sogar noch Blei aus dem Panzer in ihren Körper auf.
Die amerikanischen Meeresbiologinnen Lauren Bergey und Judith Weis untersuchten Winkerkrabben aus zwei verschiedenen Regionen. Die einen stammten aus einem Nationalpark in New Jersey. Die anderen lebten in einem Küstenabschnitt in Stadtnähe, der von einer Abwasseranlage, einer Autobahn und Fabriken umgeben war. Sowohl in den Weichteilen als auch im Panzer der “Stadt-Krabben” fanden die Biologen deutlich höhere Konzentrationen an Blei.
Kurz vor einer Häutung nahmen die Nationalpark-Krabben einen Teil des Bleis zusammen mit anderen Mineralien aus der Hülle in ihren Körper auf. Bei den Tieren aus dem verschmutzten Gewässer verlief der Transport in die entgegengesetzte Richtung: Sie lagerten mehr Schwermetalle in den Panzer ein, so dass die abgestoßene Hülle schließlich durchschnittlich 75 Prozent der gesamten Bleimenge des Körpers enthielt.
Krabben müssen im Laufe ihres Lebens immer wieder ihre harte Schutzschicht abwerfen, da diese nicht mitwächst. Vor der Häutung entziehen sie dem Panzer Kalzium, damit dieser weicher wird. Später lagern sie den Mineralstoff wieder in die neue Hülle ein. Die Forscher vermuten nun, dass die Krebstiere durch die Häutung auch die Verteilung von Schwermetallen steuern und Überschüsse loswerden können. Die Umschichtung kostet die Winkerkrabben zwar vermutlich viel Energie, aber der Aufwand scheint sich zu lohnen: Blei kann in zu großen Mengen giftig sein und die Fortpflanzung beeinträchtigen.
Nature, Onlinedienst, DOI: 10.1038/news070716-12 Originalarbeit: Lauren Bergey und Judith Weis ( Rutgers Universität, New Jersey): Marine Environmental Research, DOI: 10.1016/j.marenvres.2007.04.009 ddp/wissenschaft.de ? Larissa Kessner