Ich mach das mit links! Viele Menschen gehören bekanntlich nicht zur Mehrheit der Rechtshänder. Doch wie viele sind es tatsächlich und sind auch Beidhänder weit verbreitet? Aus der größten bisherigen Studie zu dem Thema geht hervor: Die Linkshänder-Quote beträgt 10,6 Prozent, knapp zehn Prozent der Menschen scheinen aber auch beidseitig gleich gut hantieren zu können.
Mit welcher Hand bedienen Sie die Computermaus, das Smartphone oder halten die Kaffeetasse? Die meisten erledigen solche Tätigkeiten bekanntlich mit rechts, denn das ist typisch für den Menschen und unterscheidet uns von unseren nächsten Verwandten im Tierreich. Warum das so ist, und warum es doch recht viele Ausnahmen gibt, gilt allerdings noch immer als unklar. Doch wie viele Menschen sind tatsächlich Linkshänder? Das hat ein Forscherteam der Universitäten St. Andrews, Athen, Oxford, Bristol und Bochum durch eine sogenannte Metastudie untersucht: Sie werteten verschiedene Studien aus, die insgesamt auf Daten von rund 2,4 Millionen Teilnehmern basieren, deren Händigkeit bei verschiedenen Tätigkeiten untersucht worden war.
Das Ergebnis: „Die beste Schätzung liegt bei insgesamt 10,6 Prozent Linkshändigkeit“, berichtet Co-Autor Sebastian Ocklenburg von der Ruhr-Universität Bochum. Dabei muss man aber offenbar differenzieren: „Wie häufig Links- und Rechtshändigkeit jeweils sind, hängt dabei davon ab, wie streng die Kriterien dafür sind, die die Autoren anlegen“, erklärt Ocklenburg. Bei Verwendung der strengsten Kriterien sind demnach nur 9,34 Prozent der Menschen linkshändig. Bei Verwendung weniger strikter Kriterien sind 18,1 Prozent nicht rechtshändig, wie es die Forscher ausdrücken.
Beidhändigkeit weit verbreitet
Normalerweise wird die Händigkeit davon abhängig gemacht, mit welcher Hand jemand schreibt. Bei der aktuellen Studie berücksichtigte das Forschungsteam aber die Tatsache, dass etwa neun Prozent der Menschen verschiedene Hände für verschiedene Aufgaben verwenden. Das sorgte für genauere Ergebnisse. „Der Anteil der Menschen, die verschiedene Hände für unterschiedliche Aufgaben nutzen, ist den Daten zufolge fast genauso groß wie der Anteil linkshändiger Menschen“, sagt Co-Autorin Silvia Paracchini von der University of St. Andrews.
Wie die Forscher betonen, besteht nach wie vor Bedarf an Untersuchungen der Verbreitung der Händigkeit und den jeweiligen Hintergründen. So ist etwa unklar, inwieweit die Entwicklung von Beidhändigkeit durch kulturelle Faktoren geprägt ist. Einsichten in das Thema könnten dabei auch zum Verständnis der Evolution beitragen. Es stellt sich die Frage, warum sich im Gegensatz zu Affen beim Menschen die Neigung zur Rechtshändigkeit herausgebildet hat.
Quelle: Fachartikel: Ruhr-Universität Bochum, Fachartikel: Psychological Bulletin, doi: 10.1037/bul0000229