Robert Pringle von der Harvard University und seine Kollegen beschäftigten sich ursprünglich mit dem kenianischen Zwerggecko, als die Termitenhügel ihre Aufmerksamkeit erregten. Den Forscher fiel auf, dass besonders viele der kleinen Eidechsen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bauwerken lebten. Doch das war noch nicht alles: Pflanzen wuchsen schneller in deren Nähe und Tierpopulationen waren merklich seltener, je mehr sie von den Termitenbauten entfernt waren. Satellitenaufnahmen bestätigten die Beobachtungen: Jeder Termitenhügel war das Zentrum einer grünen Oase, die vor pflanzlichem und tierischen Leben sprudelte. Darüber hinaus waren die Hügel auf einzigartige Weise in der Landschaft angeordnet: Die gleichmäßige, schachbrettartige Verteilung über ein großes Gebiet sorgt für eine maximale Produktivität des Ökosystems, berichten die Wissenschaftler.
Doch wie nehmen die Termiten Einfluss auf ein Ökosystem? Pringle vermutet, dass die Insekten grobe Partikel in das sonst so feinkörnige Erdreich einbringen. Dadurch werde die Durchwässerung des Bodens gefördert, was zu einem erhöhten Nährstoffgehalt rund um die Hügel führt. Die Wissenschafter konnten ein erhöhtes Vorkommen von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor rund um die Hügel nachweisen. Diese Umbildung des Erdbodens formt das komplette Ökosystem bis weit jenseits der unmittelbaren Nachbarschaft der eigentümlichen Bauten. Zukünftige Studien sollen nun nachweisen, auf welche Weise die Termiten ihre Hügel so perfekt aufeinander abgestimmt errichten. Nach Meinung der Wissenschaftler wirft ihre Studie aber auch grundlegende ökologische Fragen auf: “Termiten werden meist als Schädlinge and Bedrohung für die Landwirtschaft gesehen. Doch die Produktivität wilder oder von Menschen dominierter Lebensräume ist möglicherweise enger mit solchen Organismen verknüpft als bisher angenommen”, erklärt Pringle.