Der Gesamteindruck zählt: Bei der Wahrnehmung eines Menschen kann das Gehirn den emotionalen Ausdruck des Gesichts und den der Körperhaltung nicht trennen ? auch wenn sich der Betrachter nur auf die Mimik konzentriert. Das haben niederländische Forscher um Hanneke Meeren von der Universität in Tilburg herausgefunden. Sie zeigten Versuchspersonen Bilder, auf denen Gesichtsausdruck und Körpersprache nicht zueinanderpassten. Schon in den ersten 115 Millisekunden erkennt das Gehirn diesen Widerspruch, berichten die Forscher.
Die Forscher ließen zwölf Probanden verschiedene digitale Bilder betrachten, auf denen Personen Emotionen wie Angst oder Ärger zeigten, und maßen die Reaktionen des Gehirns mit einem Elektroenzephalogramm (EEG). Sodann vertauschten die Wissenschaftler Köpfe und Körper auf den Bildern. Sie montierten etwa einen ängstlichen Gesichtsausdruck auf einen Körper in verärgerter Pose. Die Probanden bekamen die Bilder nur für einen ersten Eindruck etwa 200 Millisekunden lang zu sehen. Dabei sollten sie sich auf den Gesichtsausdruck konzentrieren und entscheiden, ob die abgebildete Person Ärger oder Angst zeige.
Bei Bildern mit unpassender Mimik-Gestik-Kombination fiel diese Entscheidung schwerer. Schon nach 115 Millisekunden konnten die Forscher ein charakteristisches Signal in den Gehirnströmen der Probanden ausmachen. Dieses Signal zeigt, dass das Gehirn beim Verarbeiten von Gesichtern zu einem sehr frühen Zeitpunkt weitere Informationen zu einer Interpretation einbezieht.
Hanneke Meeren ( Universität in Tilburg, Niederlande) et al.: PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.0507650102) ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
Teilen: