Moos wächst in der Schwerelosigkeit des Alls speichen- oder spiralenförmig ? und nicht wie andere Pflanzen unregelmäßig in alle Richtungen. Die Spiralenform war wahrscheinlich die natürliche Wachstumsart der Moose, bevor sie für die Schwerkraft sensible Zellen entwickelten, vermuten amerikanische Wissenschaftler. Auf zwei Missionen der Raumfähre Columbia haben Forscher dieses ungewöhnliche Wachstumsmuster des weltweit verbreiteten Dachmooses Ceratodon purpureus beobachtet und bei Simulationen auf der Erde nun bestätigt. Fred Sack und Volker Kern von der Universität in Columbus berichten über ihre Beobachtungen im Fachmagazin Planta (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1007/s00425-004-1467-3).
Im Dunkeln und ohne Schwerkraft können Pflanzen nicht zwischen oben oder unten unterscheiden und wachsen unkontrolliert in alle Richtungen, beobachteten die Wissenschaftler 1997 und 2003 bei Experimenten im All. Nur das Dachmoos zeigte trotz fehlender Orientierungshilfen im All ein geordnetes Wachstumsmuster: Es wuchs zuerst von der Mitte ausgehend radspeichenförmig, später bildete es rechtsläufige Spiralen aus. Diese Formen könnten keinesfalls zufällig entstehen, sagt Sack. Vielmehr handle es sich wohl um die ursprüngliche Wachstumsform der
Moose. Durch die fehlende Schwerkraft im All werden die Schwerkraftsensoren in den Pflanzenzellen nutzlos und die Pflanze könne wieder in ihrer “natürlichen” Form entsprechend wachsen, vermutet Sack.
Pflanzen orientieren sich auf der Erde mithilfe der Schwerkraft und des Lichts. Auf diese Weise wachsen die Wurzeln in den Boden, andere Pflanzenteile jedoch dem Licht entgegen. Die Schwerkraftsensoren der Pflanzenzellen sind Stärkekörner, sogenannte Amyloplasten oder Schwerekörperchen, die sich nach der Schwerkraft ausrichten. Das Wachstumsverhalten der Pflanzen im All ist von besonderem Interesse, da bei zukünftigen langen Raumfahrtmissionen Pflanzen den Astronauten als Nahrung dienen könnten.
ddp/wissenschaft.de ? Birgit Buchroithner