“Die Bereitschaft, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen, ist bei den deutschen Verbrauchern im Vergleich zu unserer Studie von vor vier Jahren um ganze 20 Prozent gestiegen “, sagt Ingo Schier vom Marktforschungsunternehmen Nielsen Deutschland. 2011 lag der Anteil der Deutschen, die bereit waren, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen, noch bei 32 Prozent. Dem aktuellen Ergebnis zufolge liegt er nun bei 52 Prozent. Die Studie basiert auf Befragungen einer repräsentativen Gruppe von Internetnutzern, die im Februar und März 2015 durchgeführt wurde. “Die Steigerung ist beachtlich und zeigt eindrucksvoll, wie wichtig den Verbrauchern heute gesellschaftliche Verantwortung ist “, so Schier.
Ein weiteres erfreuliches Ergebnis der Studie in puncto Nachhaltigkeit ist: Umweltfreundliche Verpackungen sind bei den Deutschen sehr beliebt. Die Verbraucher geben der Studie zufolge im Durchschnitt an, dass sich beim Aspekt Verpackung eine umweltfreundliche Version zu 40 Prozent günstig auf ihre Kaufentscheidung auswirkt. Wie praktisch eine Verpackung ist, wirkt sich hingegen nur zu 36 Prozent aus.
Umweltfreundlichkeit zählt, wenn…
Zu beachten ist allerdings, dass ganzheitlich betrachtet Nachhaltigkeit dennoch eine untergeordnete Rolle bei der Kaufentscheidung spielt. “Erst wenn die Basis-Anforderungen an ein Produkt erfüllt sind, zählen beim Verbraucher Punkte wie etwa Umweltfreundlichkeit oder das soziale Engagement der Hersteller “, erklärt Schier. Das wird anhand der Reihenfolge der Prioritäten klar, die aus der Studie hervorgehen: Den größten Einfluss auf die Kaufentscheidung hat zunächst die Qualität – sie belegt Platz Nummer eins (79%) im Ranking der Einflussfaktoren. “Die Ergebnisse bestätigen, wie wichtig den Deutschen die Qualität beim Kauf von alltäglichen Produkten ist “, kommentiert Schier.
Auf Platz zwei folgt ein gutes Preis-Leistungsverhältnis (78%). Den dritten Platz belegt das Vertrauen in eine Marke (61%). Rabatte oder Coupons beeinflussen die Kaufentscheidung zu 58 Prozent und Natürlichkeit und Frische eines Produktes folgen mit 57 Prozent auf Platz fünf. Faktoren, die mit dem Engagement eines Unternehmens zu tun haben, kommen bei den Deutschen demnach vergleichsweise weit hinten.
Dennoch ist dieser Aspekt wichtig und zwar mit wachsender Bedeutung, wie der Vergleich der aktuellen Studie mit den früheren Ergebnissen zeigt: “Nachhaltigkeit ist ein weltweites Thema, das weiter an Dynamik gewinnen wird. Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass Verbrauchern ihre Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt mehr und mehr bewusst wird. Das Gleiche erwarten sie auch von den Unternehmen “, resümiert Schier.
Beispiel Palmöl
Auch die Unternehmen scheinen durchaus auf diesen Trend zu reagieren. Das legt der kürzlich erschienene Palmöl-Check 2015 der Umweltschutzorganisation WWF nahe. Bei Palmkernöl handelt es sich um einen beispielhaft umweltrelevanten Rohstoff: In fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarktregal steckt Palmöl, für dessen Produktion häufig kostbare Regenwaldgebiete platt gemacht werden. Die Ergebnisse der WWF-Umfrage bei 200 deutschen Unternehmen machen Hoffnung, dass sie sich diesbezüglich zunehmend ein sauberes Profil zulegen wollen: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen decken mittlerweile ihren Palmölbedarf zumindest teilweise mit zertifizierter Ware.
Während beim Check 2013 nur 29 Unternehmen ausschließlich zertifiziertes Palmöl nutzten, waren es aktuell immerhin bereits 62. “Positiv ist, dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl nutzen und sich mit ihrer Lieferkette auseinander setzen “, lobt Ilka Petersen vom WWF. Allerdings gibt es natürlich auch immer noch schwarze Schafe: 75 der befragten Unternehmen verweigerten eine Auskunft und konnten oder wollten keine genauen Angaben machen, berichtet der WWF.
Quellen: Marktforschungsunternehmen Nielsen , WWF