Die Antwort weiß Inga Tiemann, Leiterin des wissenschaftlichen Geflügelhofs des Bundes deutscher Rassegeflügelzüchter. Nein, das trifft definitiv nicht zu – Hühner sind durchaus zu vielen Intelligenzleistungen in der Lage. Studien konnten zeigen, dass Hühner zu komplexem Verhalten und zu überraschenden Lernleistungen fähig sind: Sie kommunizieren sogar untereinander, sagt die Biologin. Findet ein Huhn eine ergiebige Futterquelle, kann es die Mitglieder der Gruppe durch Gackern darüber informieren je nach Futterart wählt es dafür verschiedene Töne. Ein Huhn kann sich außerdem bis zu 100 Gesichter merken und sein Verhalten an Erfahrungen anpassen. Wir sind oft verblüfft, welche kognitiven Leistungen Hühner erbringen können, so Tiemann.
Hühner brillieren einer kuriosen Studie zufolge sogar schon von Küken-Beinen an mit hochentwickelten Hirnleistungen: Italienische Forscher haben durch Verhaltensexperimente gezeigt, dass frischgeschlüpfte Hühnerküken realistische von unrealistischen Abbildungen unterscheiden können: Präsentiert man ihnen perspektivische Zeichnungen von Würfeln aus Balken, nähern sie sich häufiger dem Bild an, das perspektivisch korrekt gezeichnet ist. Darin sahen die Forscher einen Beleg dafür, dass Hühner von Geburt an räumliche Tiefe wahrnehmen und dreidimensionale Konzepte erfassen können.
Gänse, Enten und Tauben sind nicht cleverer
Hühner stehen Gänsen, Enten oder Tauben in puncto Intelligenz auch keineswegs nach, weiß Tiemann aus Erfahrung. Am wissenschaftlichen Geflügelhof steht nämlich auch das Verhalten dieser Geflügelarten im Fokus der Wissenschaftler – das macht den direkten Vergleich möglich. Generell sei die Intelligenz von Vögeln lange Zeit unterschätzt worden, weil ihr Gehirn auf den ersten Blick einfacher aufgebaut scheint als das der Säugetiere, sagt die Wissenschaftlerin. Studien konnten aber bereits zeigen, dass die für Intelligenzleistungen zuständigen Bereiche nur anders strukturiert, aber zu ähnlichen Leistungen fähig sind.
Die Art, wie Hühner aussehen und sich verhalten, verleiht ihnen in unseren Augen offenbar eine dumme Ausstrahlung, sagt Tiemann. Das hat das Vorurteil entstehen lassen. Intelligenz sei beim Nutz-Huhn allerdings auch gar nicht gefragt im Gegenteil: Wir wollen ja gar nicht, dass diese Tiere zu intelligent sind, denn das würde nur ethische Probleme aufwerfen, was die umstrittenen Haltungsbedingungen in der modernen Massentierhaltung betrifft, meint Tiemann.
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