Ein donnerndes Tremolo erschallt durch den Urwald: Warum schlagen sich Gorillamännchen so lautstark auf die Brust? Offenbar verbreiten sie damit mehr als nur die Botschaft „Hier bin ich der Boss!“, legen Studienergebnisse nahe. Das Geräusch könnte demnach auch verkünden, wie groß der Trommler ist und dabei ist wohl auch keine Angeberei im Spiel: In der Frequenz spiegelt sich die Masse des Tiers wahrheitsgemäß wider, zeigt die Analyse. Diese durch das Trommeln übermittelte Information könnte somit für rivalisierende Männchen und auch für die Weibchen relevant sein, sagen die Wissenschaftler.
„Sich selbst auf die Brust klopfen“ – das berühmte Verhalten der Gorillamännchen hat sogar Eingang in unsere Umgangssprache gefunden. Die Redewendung bedeutet, dass sich jemand übertrieben stolz zeigt. Doch welche Bedeutungen das Getrommel bei unseren Verwandten im Tierreich hat, ist bislang eher unklar geblieben. Die Männchen der Gorillas richten sich bei diesem Verhalten auf und schlagen sich in schneller Folge mit den hohlen Händen auf die Brust. Das laute Geräusch ist dabei über eine Entfernung von etwa einem Kilometer hörbar.
Grundlegend liegt damit nahe, dass das lautstarke Gebaren territoriale Ansprüche vermittelt, konkurrierende Männchen warnt und möglicherweise Weibchen anlockt. Doch die Forscher um Edward Wright vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hatten den Verdacht, dass es noch eine weitere konkrete Botschaft geben könnten. Sie sind bei Bergorillas (Gorilla beringei beringei) im Volcanoes National Park in Ruanda der Frage nachgegangen, inwieweit der Klang auch Größeninformationen über den Trommler übermitteln könnte.
Stramme Gorillamänner trommeln tief
Die Biologen zeichneten dazu Trommelgeräusche auf und wendeten zudem die Technik der sogenannten Fotogrammetrie auf Abbildungen des jeweiligen Gorillamännchens an, um dessen Körpergröße auf eine nicht invasive Art und Weise zu erfassen. Die Schallanalysen in Verbindung mit den Größendaten zeigten dann: Die Masse spiegelt sich zuverlässig im Ton wider. Dabei gilt: Je größer der Trommler, desto tiefer ist die akustische Frequenz des Trommeltons. „Beim Gorilla-Brusttrommeln handelt es sich um ein wirklich ikonisches Geräusch aus dem Tierreich. Daher ist es großartig, dass wir nun belegen können, dass Gorillas auf diese spektakuläre Art und Weise Informationen über ihre eigene Körpergröße übermitteln können“, sagt Wright.
Frühere Forschungsergebnisse des Forscherteams haben bereits verdeutlicht, dass die Größe bei Gorillamännchen wichtig ist: Die schwersten Tiere sind demnach sozial dominanter und in Bezug auf die Fortpflanzung erfolgreicher als kleinere Männchen. Somit liegt nahe, dass Rivalen auf Informationen zur Körpergröße achten, die während des Trommelns übertragen werden. So können die Tiere ihre Konkurrenzfähigkeit besser einschätzen. Das könnte ihnen bei der Entscheidung helfen, ob es sich lohnt, auf Konfrontationskurs zu gehen. Außerdem erscheint plausibel, dass auch die Weibchen beim Getrommel aufmerksam hinhören – vermutlich erscheint ihnen ein tief klingender Silberrücken besonders sexy.
Persönliche Trommel-Signatur?
Doch wie Wright und seine Kollegen abschließend betonen, könnte das Trommeln sogar noch weitere interessante Aspekte aufweisen: Sie haben große individuelle Unterschiede bei der Art des Trommelns verschiedener Männchen festgestellt. Dies betrifft die Anzahl der Schläge sowie die gesamte Dauer des Brusttrommelns. „Das könnte darauf hindeuten, dass das Brusttrommeln jeweils individuelle Signaturen haben kann. Doch um diese Vermutung zu testen, sind weitere Studien notwendig“, sagt Wright.
Quelle: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-021-86261-8