Die Wissenschaftler analysierten das Krebsvorläufergewebe im Hinblick auf die genetische Vielfalt der Zellen. Dazu nutzten sie Methoden, die ursprünglich aus der Ökologie und der Evolutionsbiologie stammen. In den folgenden vier Jahren wiederholten Maley und seine Kollegen die Gewebeentnahme und -analyse regelmäßig. Insgesamt entwickelte sich während der Studiendauer bei 37 Patienten Speiseröhrenkrebs ? und zwar bei denjenigen Teilnehmern, deren Gewebe schon zu Studienbeginn die größte genetische Vielfalt aufgewiesen hatte. Mit jeder zusätzlichen Zellvariation verdoppelte sich das Risiko, an Krebs zu erkranken, berichten die Forscher.
Genetisch vielfältige Tumoren können sich durch mehr Mutationen besser an ihre Umgebung anpassen, weshalb der Tumor wachse und sich verändere, erklärt Maley. Das gleiche Phänomen tritt auch in der Evolutionsbiologie auf: In einer Umgebung mit großer Artenvielfalt entstehen Spezies, die optimal an ihre Umgebung angepasst sind und sich gut vermehren können.
Nicht nur in der Speiseröhre, sondern auch bei Krebsvorstufen in anderen Geweben halten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Variation im Erbgut und Krebsentstehung für möglich. Daher sollen nun ähnliche Studien bei anderen Krebsvorläufergeweben folgen. Damit könnte deren genetische Vielfalt in Zukunft als Biomarker Hinweise auf Krebsrisiken geben oder sogar den Erfolg von präventiven Behandlungen vorhersagen, kommentieren die Forscher.