Wenn die aktiven Tumorzellen zugegen waren, entstanden auch aus den normalerweise ruhenden Zellen aggressiv wachsende Tumoren ? egal, wo im Körper sie sich gerade befanden, entdeckten die Wissenschaftler. Vermittelt wurde dieser Effekt jedoch nicht direkt, sondern über eine Art Mittelsmann: Die Senderzellen produzierten ein Protein namens Osteopontin, das unter anderem an der Erhaltung der Knochensubstanz und verschiedenen Immunprozessen beteiligt ist, und veränderten damit die Beschaffenheit des Knochenmarks. Dieses schickte dann seinerseits Hilfszellen los, die sich in das Stützgewebe rund um die ruhenden Zellen integrierten und so deren Wachstum beschleunigten.
Den gleichen Effekt beobachteten die Forscher auch bei Metastasen, also vom Haupttumor abgespaltenen Tochterzellen, und sogar bei Fragmenten von Darmkrebstumoren, die sie den Mäusen implantierten. Es müsse sich bei der Wachstumsunterstützung also um einen sehr allgemeinen und leistungsfähigen Mechanismus handeln, schließen sie daraus. Osteopontin spielt dabei eine Schlüsselrolle, ist jedoch nicht der einzige beteiligte Faktor. Inwieweit dieses Prinzip auch beim Menschen eine Rolle spiele, können die Wissenschaftler allerdings bislang nicht sagen. Da bei Krebspatienten mit sehr aggressiven Tumoren jedoch ebenfalls überdurchschnittlich hohe Osteopontinwerte vorkommen, halten sie es für wahrscheinlich, dass sich die Mechanismen ähneln. Sollte sich das bestätigen, wäre Osteopontin ein attraktiver Ansatzpunkt für Medikamente, die die gefährliche Metastasenbildung verhindern, glauben sie.