Die Angst vor einem größeren Geldverlust gleicht der Angst vor drohenden körperlichen Schmerzen: Beide Angstzustände entstehen in derselben Gehirnregion und provozieren Schweißausbrüche, haben Forscher um Mauricio Delgado von der Rutgers-Universität in Newark herausgefunden. Damit sei auch nachvollziehbar, warum die riskanten Transaktionen an der Börse manche Makler in Angstzustände versetzen.
Die Forscher ermunterten 15 Studenten zu einem Computerspiel, in dem sie Finanztransaktionen tätigen mussten. Das Spiel war allerdings so manipuliert, dass die Studenten in jeder Runde 59 Dollar gewannen. Erfolg und Erwartungshaltung waren zu Spielbeginn entsprechend hoch. In einem späteren Spielabschnitt gab es aber auch Verluste und Abzüge von dieser Gewinnsumme. Den drohenden Verlust kündigten die Forscher vorab durch einen festgelegten Farbcode auf dem Computerbildschirm an. Die Reaktionen der Probanden auf diesen Farbcode untersuchten die Forscher durch Gehirnscans mit dem
Magnetresonanztomographen und durch Messen der Hautleitfähigkeit.
In einem zweiten Teil der Studie ersetzten die Forscher den Geldverlust durch leichte Elektroschocks am Handgelenk. Auch diesen Reiz kündigten sie auf dem Bildschirm durch einen Farbcode an. Beim Vergleich der Gehirnscans stellten die Forscher fest, dass sowohl vor dem Geldverlust als auch vor dem Elektroschock eine Region im Großhirn namens Corpus Striatum aktiviert ist. Diese Region zeigt früheren Studien zufolge Angst und Schmerz an. Außerdem ließen die Farbcodes für drohenden Geldverlust und Schmerz auch die Hautleitfähigkeit gleichermaßen ansteigen, zeigte die Auswertung. Die Forscher schließen aus beiden Befunden, dass finanzielle Verlustangst genauso wie die Androhung körperlicher Schmerzen reale Angstzustände provozieren kann.
New Scientist, Onlinedienst, 18.Oktober 2006 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer