Das Ergebnis: In der infizierten Gruppe gab es während der gesamten Studiendauer lediglich 3 Krankheitsschübe, während unter den parasitenfreien Probanden 56 derartige Vorfälle registriert wurden. Von den infizierten Patienten erlitten zwei kurzfristige Verschlechterungen ihres Zustandes, wohingegen sich die Krankheit in der nicht infizierten Gruppe bei elf Patienten dauerhaft verschlimmerte. Außerdem fanden sich im Blut der infizierten Patienten sehr viel höhere Mengen an Botenstoffen, die entzündungsfördernde Substanzen unschädlich machen oder deren Produktion blockieren können.
Damit sei zum ersten Mal ein Effekt bei MS gezeigt worden, der auch schon von anderen Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn bekannt ist, so die Forscher. Erklärt werden kann er mit einer Variante der Hygiene-Hypothese: Durch den in Industrieländern zunehmenden Rückgang der Infektionen mit Parasiten wie Peitschen- oder Spulwürmern im Darm gerät das Gleichgewicht durcheinander, das sich während der gemeinsamen Entwicklung von Immunsystems und den allgegenwärtigen Parasiten gebildet hat.
Da die von den Parasiten produzierten regulierenden Substanzen fehlen, greift die Körperabwehr mehr und mehr Ziele an, die eigentlich überhaupt keine Bedrohung darstellen ? wie Pollen oder Milbenkot im Falle von Allergien oder eben Körpergewebe bei Autoimmunerkrankungen. Um diesem Trend entgegenwirken zu können, suchen Wissenschaftler intensiv nach den Botenstoffen, mit denen die Parasiten das Immunsystem in Schach halten.