“Blüten duften ja nicht, um uns damit zu erfreuen”, erklärt Erwin Grill, Leiter des Lehrstuhls für Botanik der Technischen Universität München. “Das ist vielmehr eine Strategie der Pflanzen: Sie locken damit Tiere an, um sich bestäuben zu lassen.” Das Ziel sind dabei nicht etwa nur Bienen und Schmetterlinge. Denn verschiedene Pflanzenarten werden von ganz speziellen Bestäubern besucht. Da gibt es Käfer, Fliegen, Kolibris und sogar Fledermäuse, um nur einige zu nennen. “Diese Tiere haben oft ganz unterschiedliche Geschmäcker”, sagt Grill.
Gleichsam extra für ihre Kunden haben manche Pflanzenarten daher Duftstoffe entwickelt, die speziell für ihre Bestäuber attraktiv sind. “Das sind sie aber eben nicht automatisch auch für uns Menschen”, sagt Grill. Was für manches Tier ein Wohlgeruch ist, das können wir mit unserer Nase manchmal gar nicht wahrnehmen, oder es ist für uns sogar ein übler Gestank. Ein schönes Beispiel dafür ist die größte Blume der Welt: Die über drei Meter große Blüte der Titanenwurz ist zwar schön anzusehen, aber sie stinkt widerlich.
“Bei den wohlriechenden Blüten sind es meist sogenannte Terpene, die den Duft erzeugen, bei den Aronstabgewächsen wie der Titanenwurz ist es dagegen eine Verbindung mit dem bezeichnenden Namen Cadaverin”, erklärt Grill. Die Titanenwurz will damit aber auch nicht Bienen oder Schmetterlingen betören. Der Verwesungsgeruch soll Aaskäfer anlocken, die diesen Geruch wunderbar finden. Sie kriechen in den Kelch hinab und nehmen eine Portion Blütenstaub mit, um damit eine andere Blüte zu bestäuben.