Warum sich nach dem längeren Betrachten eines Wasserfalls die umgebende Landschaft schließlich aufwärts zu bewegen scheint, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Schuld daran sind ermüdete Nervenzellen, die das Gleichgewicht zwischen der Wahrnehmung von Aufwärts- und Abwärtsbewegungen stören, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausgabe vom 30. August).
Schon Aristoteles beschrieb vor über 2000 Jahren den so genannten Wasserfall-Effekt. Und bereits im 19. Jahrhundert stellte der Psychologe Sigmund Exner zur Erklärung dieses Effekts eine Theorie auf, die jetzt von Adam Kohn und Anthony Movshon von der Universität New York bestätigt werden konnte.
Kohn und Movshon ließen Affen bewegte Bilder betrachten und zeichneten gleichzeitig die Gehirnströme der Tiere auf. Demnach nimmt das Gehirn Auf- und Abwärtsbewegungen mit unterschiedlichen Nervenzellen wahr. Unter normalen Umständen ist die Aktivität beider Typen etwa gleich ? die Welt bewegt sich weder auf noch ab.
Die ständige Reizung beim Betrachten des fallenden Wassers ermüdet jedoch die für die Abwärtsbewegung zuständigen Sinneszellen. Wendet sich der Betrachter nun wieder feststehenden Objekten zu, sorgt diese verminderte Empfindlichkeit für ein Ungleichgewicht: Die Aktivität der Aufwärts-Zellen ist höher und statische Objekte scheinen sich nach oben zu bewegen.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel