Die Antwort weiß Justus Ilgner, leitender Oberarzt an der Hals-, Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Aachen: „Kälte löst einen ähnlichen Reiz aus, wie Staub. Die Nase reagiert deshalb ebenfalls mit Verschnupftheit”, erklärt Ilgner. Auch Kältereaktionen fallen nämlich in den Zuständigkeitsbereich der Nase. Drei Aufgaben erfüllt das markante Atmungsorgan: Luft filtern, befeuchten und bei Kälte eben auch anwärmen. Dieses System ähnelt einer Thermostat-Heizung. Bei kalter Luft melden Temperaturfühler in der Nase dem Gehirn eine Untertemperatur.
Die Schaltzentrale sendet dann einen Heizbefehl und warmes Blut strömt in die so genannten Nasenmuscheln, die das Innere der Nase durchziehen. Sie schwellen an und erwärmen die Luft, damit sie nicht so eisig in den weiteren Atemwegen ankommt. „Die muss man sich vorstellen wie Heizungsrippen, die in die Nase hineinragen”, sagt Ilgner.
Nasensekret strömt nach vorn statt nach hinten
Gleichzeitig mit dem Anschwellen der Nasenmuscheln erhöht sich die Sekretproduktion in der Nase. Die Flüssigkeit, die auch unter gewöhnlichen Bedingungen gebildet wird, um die Schleimhäute feucht zu halten, fließt normalerweise nach hinten ab. Bei starker Produktion und zugeschwollener Nase klappt das nicht mehr ausreichend und das Nasensekret strömt nach vorn – die Nase läuft.
Der Griff zum Taschentuch mag uns zwar lästig erscheinen, die erhöhte Schleimproduktion hat aber prinzipiell eine wichtige Funktion: Es ist ein Schutz und Reinigungsprogramm der Nase. Das Nasensekret verhindert dass sich Fremdpartikel in der Nase festsetzen. „Wie auf einem rollenden Teppich wird auf der Schleimschicht alles wegtransportiert, was nicht in die Nase gehört”, erklärt Ilgner. Auch kalte, trockene Luft kann die empfindlichen Schleimhäute schädigen und anfälliger für Krankheitserreger machen. Die erhöhte Schleimproduktion hält alles feucht und zugedeckt, damit keine Risse entstehen, in denen sich üble Krankheitserreger festsetzen können.