Uwe Blunck vom Charité-Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Berlin weiß die Antwort: “Die Vorteile der Nerven überwiegen die Nachteile. Das Schmerzsignal zwingt uns, rechtzeitig etwas gegen eine Bedrohung zu unternehmen. Außerdem geben die Reize dem Zahnmark die Anweisung, einen Schutzwall aufzubauen, der das weitere Vordringen von Karies verhindern kann”, erläutert der Zahnmediziner. Der Schmerz sei zwar unangenehm, aber ein notwendiges Übel. Ein Zahn ohne Nerven wäre unfähig, auf Karies mit Gegenmaßnahmen zu reagieren.
Zähne bestehen aus mehreren Schichten, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Ganz außen liegt der Zahnschmelz, der die unteren Schichten schützt. Er ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Darunter liegt das Zahnbein (Dentin), das wiederum das Zahnmark (Pulpa) umschließt. Es ist mit Nerven durchzogen und wird durch Blutgefäße versorgt. Von hier aus reichen auch Kanälchen ins Dentin, die Nervenzellfortsätze enthalten. Sie lösen die Schmerzreize aus, wenn das Dentin verletzt wird.
Alarmsystem gegen Karies
“Karies ist eine Infektionskrankheit, bei der Bakterien Zucker in Säure umwandeln, die den Zahnschmelz und später auch das Zahnbein angreift. Die Bakterien ätzen sich gleichsam in Richtung Pulpa durch die Schichten des Zahnes. Schon beim ersten Kontakt mit dem Dentin reagiert die Pulpa darauf, indem sie weiteres Dentin bildet und damit einen Schutzwall gegen die Eindringlinge aufbaut. Allerdings sind die Mikroorganismen oft schneller und erreichen dann trotzdem das Zahnmark”, beschreibt Uwe Blunck den Vorgang.
Je stärker Karies das Zahnbein angreift, desto deutlicher melden die Nerven diese Bedrohung in Form von Schmerz ans Gehirn. Für uns ist der Schmerz somit eine Warnung, jetzt endlich etwas gegen die immer weiter fortschreitende Karies zu unternehmen. Das sollte der Gang zum Zahnarzt sein.
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