Die Antwort weiß Sabine Wenisch vom Institut für Veterinär-Anatomie,-Histologie und- Embryologie an der Justus-Liebig- Universität Gießen: “Die Anzahl der Zitzen ist bei Säugetieren an die durchschnittliche Wurfgröße angepasst.” Als grobe Faustregel gilt dabei: Die Zitzenzahl entspricht der durchschnittlichen Zahl der Jungtiere mal zwei. Das gilt beispielsweise auch für die Vielzitzenmaus, sie hat mit ihren 24 Zitzen meist 12 Jungtiere zu versorgen. Säugetiere, die durchschnittlich nur ein Junges bekommen, wie Pferd oder Ziege, haben dementsprechend nur zwei Stationen an der Milchbar. “In dieses Prinzip gliedert sich eben auch der Mensch ein”, sagt Wenisch. Nur in etwa 1,2 Prozent der Fälle kommt es beim Menschen zu Zwillingsgeburten.
Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser Regel, wie beispielsweise bei der Kuh. Ein Kuheuter besitzt vier Zitzen, obwohl auch bei Rindern Zwillingsgeburten nur in rund fünf Prozent der Fälle vorkommen. Bei manchen Tieren hat sich die Natur quasi großzügig zu Gunsten eines zusätzlichen Zitzenpaars gezeigt. Grundsätzlich gilt aber ein minimalistisches Prinzip in der Evolution von Lebewesen: “Die Natur verschwendet nicht gern”, sagt Wenisch. Wenn nur ein Junges versorgt werden muss, braucht der Körper auch keinen Aufwand für die Ausbildung von vielen Milchdrüsen zu betreiben.
Für die gerade Anzahl und paarweise Anordnung der Brustdrüsen ist ein Grundprinzip der Anatomie verantwortlich: “Säugetiere haben einen bilateral symmetrischen Körperbau”, erklärt Wenisch. Die Milchdrüsen entwickeln sich aus den paarig angelegten Milchleisten auf beiden Körperhälften. Je nach Tierart entstehen daraus die Zitzen. Bei vielen Tieren mit nur zwei Milchdrüsen befinden sie sich zwischen den Hinterbeinen. Beim Menschen und Affen haben sie sich dagegen zwischen den Vordergliedmaßen entwickelt. Eine Eigenart, die uns übrigens mit dem größten Landtier der Welt verbindet: Auch Elefantenkühe haben zwei Brüste zwischen den Vorderbeinen.
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