Die Antwort weiß Henner Simianer von der Abteilung für Tierzucht und Haustiergenetik an der Georg-August-Universität Göttingen: “Man kann nur etwas herauszüchten, was schon irgendwie da ist. Bei Säugetieren sind bunte Farben einfach nicht angelegt.” Da der Mensch biologisch gesehen ein Säugetier ist, gibt es auch uns nicht in grün, knallrot oder blau. Die Haut- und Haarfarbe der Säugetiere wird durch den Pigmentfarbstoff Melanin bestimmt, andere Pigmente liegen im Erbgut nicht vor. “Deshalb bringen auch noch so findige Züchter keine bunten Hunde und lila Kühe zustande”, sagt Simianer.
Das Melanin kommt bei den Säugern in zwei Formen vor: einer schwarz-braunen und einer gelb-rötlichen Variante. Die gesamte Farbpalette der Haar- und Hautfarbe geht nur auf Variationen und Mischungen dieser Grundfarben zurück. Bei einer schwarzen Katze überwiegt beispielsweise das dunkle Melanin, bei einem Golden Retriever dagegen die gelbliche Variante. Auch bestimmte Hautbereiche können mehr oder weniger Farbstoff hervorbringen – so entstehen die Zeichnungen im Fell und auf der Haut. “Viele Wildformen unserer Säugetier-Haustiere sind schlicht graubraun”, erklärt Simianer. “Erst der Mensch hat durch Zuchtauswahl attraktive Fellfarben oder Zeichnungen verstärkt.” Dadurch gibt es heute bei den Kühen das Fleckvieh und bei den Hunden den gepunkteten Dalmatiner.
Die gedeckten Farben dienen vielen Tieren in der Natur als Tarnung, denn weder Jäger noch Gejagte wollen auffallen. Aber es gibt Ausnahmen: Manche Fische, Reptilien und auch Vögel leuchten in auffälligen Farben. Diese Tiere besitzen im Gegensatz zu den Säugern eine ganze Reihe an Farbstoffen. Manchmal ist die Botschaft: Achtung, ich bin giftig! Oder aber: Schau her, wie schön ich bin! Vor allem die Männchen treiben es bunt – und zahlen dafür einen hohen Preis: Sie werden häufiger gefressen.
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